Die Frage ist ja nicht, was ein guter Pilot mit Kurzstarttechniken rausholen könnte.
Die einzige Frage ist, was sicher und legal möglich ist. Und das ist in JAR-OPS 1 festgelegt. Dieses Regelwerk trifft auf alle gewerblichen Flüge zu. Folgende Faktoren spiegel dabei eine Rolle:
* die Abflugmasse - das ist die Masse beim Beginn des Startlaufs, d.h. die Masse des Flugzeugs wie betankt und beladen, abzüglich der Masse des Kraftstoffs, der voraussichtlich zum Anlassen und Rollen verbraucht werden wird. Die Abflugmasse bestimmt logischerweise, wie schnell das Flugzeug bei gleicher Triebwerksleistung beschleunigt und wie schnell es steigen kann.
* Druckhöhe und Umgebungstemperatur am Flugplatz - beide Faktoren bestimmen die Luftdichte und damit die abrufbare Triebwerksleistung.
* Oberfläche und Zustand der Piste - Aufschläge gibt es für alles, was bremst: Gras statt Beton, Nässe, Schnee, etc.
* Neigung der Piste - schon eine leichte Steigung in Startrichtung kann die Startrollstrecke deutlich verlängern.
* Windverhältnisse - Gegenwind verkürzt die Startstrecke, Rückenwind verlängert sie. JAR-OPS 1 legt fest: Von einer Gegenwindkomponente werden mindestens 50% abgezogen, auf eine Rückenwindkomponente mindestens 50% aufgeschlagen (Sicherheitsfaktor).
Im Flughandbuch eines jeden Flugzeugs gibt es Tabellen, anhand derer man aus diesen Bedingungen und der Abflugmasse eine Startstrecke berechnen kann. Diese ist jeden Tag anders, weil nie genau dieselben Bedingungen herrschen. Man kann also niemals eine Aussage treffen, dass Braunschweig für diesen oder jenen Flugzeugtyp noch geeignet ist, für einen anderen aber nicht. Das hängt von zu vielen Faktoren ab.
Auch wenn man die Startstrecke berechnet hat und diese kleiner ist als die am Flugplatz verfügbare, kann man noch lange nicht einfach loslegen und starten. JAR-OPS 1 legt noch diverse Sicherheitsaufschläge fest (15 bis 30% je nach weiteren Faktoren am Flugplatz) und fordert die Berechnung eines Steigfluges bei angenommenem Triebwerksausfall, wobei dann Sicherheitsabstände zu den Hindernissen im Abflugsektor nachgewiesen werden müssen.
Wenn das mal alles so einfach wäre.
Schizophren ist es jedenfalls, einerseits Angst vor herunterfallenden Flugzeugen in der Nähe des Flugplatzes zu haben und andererseits Starts und Landungen von schweren und großen Fliegern auf der jetzigen Bahn zu fordern (
http://www.flughafen-braunschweig.info/Flugverkehr.html).
Die Diskussion sollte sich nicht darum drehen, ob Starts und Landungen mit größeren Maschinen auf der kurzen Bahn nicht doch möglich wären, sondern eher darum, ob sich ein Ausbau für die größeren Maschinen lohnt.