von Uwe Bethke
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Auch in diesem Jahr trafen sie sich wieder im Havelland: die Boeing Stearmans und ihre Freunde kamen am Wochenende vom 6. - 7. Juli 2024 zusammen. Und zwei von uns waren auch wieder dabei in Bienenfarm. Diesmal erfolgte unsere Anreise schon am Vortag. Erfahrungsgemäß treffen viele Teilnehmer schon am Freitag ein und da die Wettervorhersage durchaus passable Bedingungen zum Fotografieren prophezeite, wollten wir die Gelegenheit für die ersten Fotos nutzen. Einige Wochen vorher hatten wir schon eine Unterkunft im nahegelegenen Ribbeck gebucht, sodass wir die Tour ganz entspannt angehen konnten. Dass sich dies auch noch als kleiner Glücksfall erweisen sollte, stellten wir am Abend fest.
Aus dem lockeren Fly-In begeisterter Piloten und Freunde des amerikanischen Doppeldeckers, das vor 10 Jahren zum ersten Mal stattfand, ist mittlerweile eine große, professionelle Veranstaltung geworden. Über 200 fliegende Teilnehmer hatten sich angemeldet, etliche automobile Oldtimerfans zeigten ihre alten Fahrzeuge auf dem Gelände und einige hundert Besucher dürften die Veranstaltung an beiden Tagen besucht haben. Ihnen wurden neben dem Blick auf die vielen Maschinen am Boden und die Möglichkeit an Rundflügen teilzunehmen, auch in diesem Jahr wieder einige Flying Displays geboten. Und auch dieses Mal gab es wieder einen besonderen Höhepunkt. Und dieser präsentierte sich uns gleich als erstes:
Die Chance-Vought F4U-5NL Corsair "Devotion", D-FCOR, aus der Sammlung der Flying Legends GmbH. Sie ist der jüngste Zugang der Sammlung und auf dem Siegerland-Flughafen beheimatet. In diesem Jahr absolviert sie ihre erste Airshow-Saison mit den Flying Legends.
Charakteristisch für die Corsair: der klappbare Knickflügel und der massige Sternmotor vom Typ Pratt & Whitney R2900-CB3, der bis zu 2.400 PS leistet.
Die D-FCOR wurde 1950 an die US Navy ausgeliefert und kam während der Zeit des Korea-Krieges 1951 zu Composite Squadron 3 (VC-3) "Blue Nemesis", die die Corsairs als Nachtjäger einsetzten. Über die Marine Wing Service Squadron On (MWSS–1) wurde sie 1952 der Marine Attack Squadron 513, VMF-513(N), zugewiesen und nahm an Kampfeinsätzen über Korea teil. Diese Einheit mit ihren Nachtjägern wurde unter dem Namen "Flying Nightmares" bekannt.
Nach ihrer Außerdienststellung bei der US Navy 1956, flog sie ab 1957 für die argentinische Marine. Später in Argentinien als Museumsflugzeug ausgestellt, wurde sie Anfang der 90er Jahre nach Frankreich verkauft. Hier wurde sie als F4U-7 in französischen Farben der Aéronavale restauriert und ab dem Jahr 2000 geflogen. 2009 wurde sie nach Deutschland verkauft und als D-FCOR zugelassen, Ende 2023 kam sie den Flying Legends. Heute präsentiert sie sich wieder in der nachtschwarzen Farbe und den Markierungen der VMF-513 aus der Zeit des Korea-Krieges. Allerdings fehlt ihr der große, charakteristische Radar-Behälter der Nachtjäger an der rechten Tragflächenvorderkante.
Wie erwartet, trudelten nach und nach weitere Besucher ein. Machen wir mit großen Sternmotoren weiter. Zwei Antonov An-2 erwiesen den Stearmans die Ehre:
die olivgrüne D-FUKM "Anastasia" ...
... und die D-FONL in ihrer schönen DDR-Lufthansa-Retro-Lackierung.
Apropos Sternmotoren: die ersten Stearmans waren auch schon da.
"Bloody Harry" war auch wieder dabei mit seiner Dallach Sunwheel, D-MOCB.
Nur rund 1.500 Maschinen wurden von diesem schönen Ganzmetall-Tiefdecker gebaut, ursprünglich von der Firma Global, danach von Temco. Das Interessante an der N3878K: Sie wurde 1948 als Temco GC-1B Swift gebaut, hat aber eine Global-Seriennummer (3578).
Der Freude ihrer Besatzung scheint dies aber keinen Abbruch zu tun ...
Klein, kompakt und durch das Doppelleitwerk mit außergewöhnlicher Konfiguration: Bei der D-EJOR handelt es sich um eine Erco 415D Ercoupe aus dem Jahr 1947. Der Prototype der Ercoupe flog bereits 1937. Der Entwurf hatte das Ziel, ein einfach zu fliegendes und vor allem einfach zu steuerndes Flugzeug zu entwickeln. Interessant ist auch, dass die Maschine sowohl mit geschlossener sowie offener Kabine geflogen werden kann. Insgesamt wurden ca. 5.800 Maschinen in den USA gebaut, bei uns sieht man sie aber eher selten.
Und wenn man schon mal so an der Piste steht ...
Die D-ESUL, eine American Champion 7ECA Citabria Aurora, ist in Bienenfarm stationiert und wird als Schulflugzeug eingesetzt.
Aus dem gleichen Stall wie die Corsair: Die D-FAME, eine Canadian Car & Foundry Harvard MK IV, gehört ebenfalls zu den Flying Legends aus Gelnhausen. Die Harvard ist ein kanadischer Lizenzbau des amerikanischen Fortgeschrittenentrainers North American AT-6 Texan. Diese Harvard ist Baujahr 1952.
Ich mag diesen Flugzeugtyp: Bei der D-EPAK der Quax-Flieger handelt es sich um eine De Havilland DHC-1 Chipmunk in den Farben der britischen Royal Air Force.
Auch immer wieder schön anzusehen, die Piper Cubs, die die Bienenfarm besuchen:
Eine alte Piper J-3C-65 Cub, D-EMMV. 1944 als Piper L-4J Grashopper für die USAAF gebaut, flog sie später in der Schweiz als HB-OGU und in Deutschland als D-EHAC.
Ein Gast aus den Niederlanden: Piper PA-18-150 Super Cub, PH-KLA, Baujahr 1952. Anfang der 50er Jahre für die USAF geflogen und später bei den französischen Heeresfliegern eingesetzt.
Den Braunschweigern gut bekannt: Beechcraft 36A Bonanza, D-EDKN. Sie war eine von mehreren Bonanzas an diesem Wochenende.
Ebenfalls aus Braunschweig: Cessna 150, N69HG.
Zweimal Zlin:
Zlin Z-43, D-EWFI
Zlin Z-526, D-EZDS
Weitere Besucher:
Ein ägyptischer Lizenzbau der deutschen Bücker Bü 181 Bestmann. Sie wurden dort als Heliopolis Gomhouria Mk.6 gebaut. Diese Maschine kam Ende der 80er Jahre mit mehreren (12?) anderen Maschinen von Ägypten nach Deutschland. Die D-ECCU hatte ich bisher noch nicht vor der Linse.
Diese schöne Beechcraft 35 Bonanza, D-ECKR, mit dem V-Leitwerk der ersten Baureihen ist Baujahr 1947.
Noch so ein Klassiker aus den USA: Die Cessna 170B, D-EMAG, Baujahr 1955, gefällt durch ihre elegante Linienführung.
Mal etwas anderes in Bienenfarm: Eine Diamont DA-62 aus Österreich, OE-FHT.
So, nu' aber mal zu den Namensgebern der Veranstaltung. Ein paar Stearman bewegten sich auch im Laufe des Tages.
Im edlen Grau: N54945 an der Tanke.
Im frischen Grün: Die N68831 habe ich bisher noch nicht fotografiert. Es handelt sich um eine Boeing Stearman PT-13D Kaydet mit einem auffälligen Neunzylinder-Sternmotor vom Typ Lycoming R-680, der eine Leistung von 225 PS abgibt. Diese Maschine wurde 1942 für die United States Army Air Force (USAAF) gebaut.
Im bekannten Gelb: Der Dauerbrenner der Quaxe, die D-EQXL on the Run, habe ich schon häufiger fotografiert.
Etwas filigraner, aber für die gleichen Aufgaben wie die Stearmans konzipiert: die Stampe & Vertongen SV-4C. Die D-ERLA war schon zur Nacht gebettet. Sie ist Baujahr 1946.
Es ging langsam auf den Abend zu und nachdem uns das Wetter tagsüber nicht mit übermäßig viel Sonne verwöhnt hatte, rissen die Wolken zum Abend hin auf.
Kleine Platzrunde mit der Ercoupe D-EJOR im Licht der Nachmittagssonne ...
... und den Stearmans, die vor dem Hangar aufgereiht wurden.
Für uns war der Zeitpunkt gekommen, uns im Hotel einzuchecken. Da es nur fünf Kilometer vom Platz entfernt lag, waren wir nach einer halben Stunde wieder zurück und spekulierten auf ein paar Flüge im Abendlicht. Denn am Folgetag, dem Samstag, war abends ab 18:00 Uhr rund um Berlin eine Flugverbotszone mit einem Radius von 30 Meilen eingerichtet worden, sodass auch Bienenfarm betroffen war. Der Grund war die Anreise des türkischen Staatspräsident zum einem EM-Fußballspiel der türkischen Nationalmannschaft in Berlin.
Zwar spielte auch die deutsche Nationalmannschaft ihr nervenaufreibendes Spiel gegen die Spanier, das bekanntlich mit 2:1 verloren ging, aber das hielt einige Piloten und ein paar einzelne Fotografen nicht davon ab, die Stunden vor Sonnenuntergang anderweitig zu nutzen.
Auf dem Weg zur Bahn noch zwei Exoten mitgenommen.
Yakovlev Yak-18: Die Entwicklung der Yak-18 geht auf das Jahr 1946 zurück, mit dem Erstflug des Prototyps. Konzipiert war sie als zweisitziges Schulflugzeug, ursprünglich in Spornradausführung, später mit Bugrad. Die Yak-18T ist eine daraus abgeleitete viersitzige Version und wurde 1967 vorgestellt. Die D-EYMC ist Baujahr 1981.
Oberlerchner Job 15: Zwischen 1960 und 1966 wurden nur 24 Maschinen dieses Typs hergestellt. Die ersten drei wurden von einem Avco Lycoming O-290-D2B mit 135 PS ausgestattet (Job 15-135). Die restlichen 21 erhielten einen Avco Lycoming O-320-A2B mit 150 PS (Job 15-150 und Job 15-150/2). Von der Job 15-150/2 wiederum wurden einige auf einen Lycoming-Motor mit 180 PS umgerüstet und erhielten die Bezeichnung Job 15-180/2. Bei der D-ECFI handelt es sich um eine Oberlerchner Job 15-150, Baujahr 1964.
An der Bahn war dann noch einiges los:
Eine weitere Boeing Stearman der Quaxe: D-EDLL im Anflug. Sie sollte einige Runden drehen an diesem Abend.
Ein später Besucher sorgte für meine Lieblingsfotos an diesem Tag:
Platzer Kiebitz, D-MZZO.
Sicherlich auch eines der Highlights der Veranstaltung: Die Bell 47G-3Bell 47G-3, D-HAFF, drehte ein paar Runden über dem Platz. Die Bell 47, ab 1946 produziert, gehörte zur ersten Generation der amerikanischen Militärhubschrauber. Bekanntheit erlangte dieser Typ im Korea-Krieg, wo er unter anderem in Verbindung mit den mobilen Feldlazaretten der US-Army beim Transport von Verwundeten eingesetzt wurde. Diese Feldlazarette lieferten den Hintergrund zu der populären TV-Serie M*A*S*H (steht für Mobile Army Surgical Hospital), durch die die Bell 47 auch der Nicht-Aviatiker-Gemeinde bekannt wurde. Die D-HAFF ist zwar Baujahr 1966, greift das Thema aber auf.
Mit zunehmend untergehender Sonne begann nicht nur die Zeit der langen Schatten, sondern auch der langen Verschlusszeiten.
Den Beginn macht Boeing Stearman, die ich bisher noch nicht abgelichtet habe: die französisch registrierte F-AZLN "The Gipsy Queen". Diese Maschine wurde 1941 als PT-17 für die USAAF gebaut und kam 2013 nach Frankreich. Heute ist sie in Pirmasens beheimatet.
Stearman-Power!
Die D-EQXL der Quaxe:
Die in Bienenfarm stationierte N3972U:
Und nochmal die D-EDLL:
Die kleine "Stampe" rollt zum Start: Ultralight Concept SV4-RS, D-MNLP, ...
...gefolgt von der Piper PA-18-95 Super Cub D-EHAP.
Weitere Quax-Flieger am Start: Dornier Do 27, D-EQXG, ...
... und die Pilatus P-2, D-EGAW.
Kurz vor Sonnenuntergang: noch ein paar Impressionen ...
Allein die Bilder vom Abend hatten die Anreise am Vortag schon gerechtfertigt. Ein schönes Vorspiel zum großen Konzert der Stearman & Friends am Folgetag.
Hier geht es zu Teil 2:
Stearman & Friends 2024: Teil 2 – Showtime am Samstag
Ein Blick zurück:
Stearman & Friends 2021: Ein Tag auf der Farm
Stearman & Friends 2021 - Anreise
Quax-Flieger: Stearman & Friends 2019
Quax-Flieger: Stearman & Friends 2018
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[Bericht] Stearman & Friends 2024: Teil 1 - Das Vorspiel
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Gruß Uwe
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