[Bericht] Himmel und Erde 2022 – Deutsches Typentreffen in Bienenfarm

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[Bericht] Himmel und Erde 2022 – Deutsches Typentreffen in Bienenfarm

Beitrag von Uwe » Mo 26. Sep 2022, 20:53

von Uwe Bethke
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Premiere in Bienenfarm: Unter dem Motto "Himmel & Erde" haben die Quax-Flieger in Bienenfarm erstmalig zu einem deutschen Typentreffen eingeladen. Besitzer von Oldtimer-Flugzeugen und -Fahrzeugen, deren Entwicklungen ihre Wurzeln in Deutschland hatten, waren an dem Wochenende vom 17.09. – 18.09.2022 eingeladen, ihre Schätze in Bienenfarm zu präsentieren. Diese Einladung galt natürlich auch für alle anderen, deren Herz für alte Flugzeuge und Fahrzeuge schlägt.
Die Veranstaltung war nach dem mittlerweile alt bewährten Muster der anderen Großveranstaltungen dort geplant: Ausstellen der zahlreichen angereisten Maschinen vor dem Besucherbereich, Flugvorführungen und Rundflüge, dazwischen die an- und abreisenden fliegenden Tagesgäste. Nach den im Vorfeld angemeldeten Maschinen hätte es wieder eine große Veranstaltung werden können, wenn – ja, wenn das Wetter mitgespielt hätte. In der Mitte und im Süden der Republik zogen gegen Ende der Woche dicke Regenbänder durchs Land und im Norden frischte der Wind, neben vorhergesagten Regenschauern, mit teilweise starken Böen auf. Das hat wohl einige der angemeldeten Teilnehmer aus verständlichen Gründen von ihrer Reise abgehalten.
Auch die Wettervorhersage für das Wochenende in Bienenfarm verschlechterte sich von Tag zu Tag und klang für fußläufige Besucher mit Kamera-Ausrüstung nicht gerade verlockend: wechselhaftes Wetter mit Regenschauern, insgesamt nur zwei bis drei Sonnenstunden und Windböen bis zu 55 Km/h bei maximal 17° C Lufttemperatur.
Der ursprüngliche Plan, mit einer Übernachtung sowohl am Freitag (Anreisetag der Maschinen) sowie am Samstag (erster Veranstaltungstag) vor Ort zu sein, wurde Anfang der Woche begraben und selbst der Besuch am Samstag stand bis kurz vorher zur Disposition. Das Einzige, was für eine Anreise sprach, war die Kenntnis über die bereits vor Ort angekommenen Maschinen und die Hoffnung, dass das Wetter in Bienenfarm mal wieder besser sein wird, als es vorhergesagt wurde. Nun, wie sich herausstellte, waren es in Kombination zwei gute Gründe, hinzufahren.

Auch wenn das Wetter am Samstag nicht perfekt war, blieb es bis auf einen kleinen Schauer trocken und die Sonne zeigte sich im Verlauf des Tages immer häufiger. Und wenn es auch nur verhältnismäßig wenige Flugzeuge zur Bienenfarm geschafft haben, war doch die ein oder andere Maschine dabei, für die es sich allein schon gelohnt hätte, hinzufahren.

Fangen wir mit zwei ganz besonderen Gästen an: Diese beiden Klemm Kl 35 (Sk.15A) mit den Registrierungen SE-BPU und SE-BPT sind aus Schweden angereist und zeigen sich in den Farben der schwedischen Luftstreitkräfte der 40er Jahre. Von ihrem Heimatstandort in Håtunaholm, 60 Kilometer nordwestlich von Stockholm, haben sie insgesamt etwa 7 Stunden gebraucht und dabei die Ostsee überquert. Eine respektable Leistung! Wegen der schlechten Wetterprognose für den Sonntag sind sie aber bereits am Samstagvormittag wieder abgereist.
SE-BPU
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SE-BPT
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Die Klemm Kl 35 war ein erfolgreiches Flugzeugmuster, das in den 30er Jahren in Deutschland entwickelt wurde. Von 1935 bis 1943 wurden ca. 1.400 Maschinen produziert, davon 323 von der Firma Zlin in Tschechien in Lizenz. Das Muster fand auch im Ausland reges Interesse, so z. B. in der Slowakei, in Rumänien und in Schweden. Nach Schweden wurden 96 Flugzeuge geliefert, davon allein 74 an die schwedischen Luftstreitkräfte, die dort die Bezeichnung Klemm Sk.15 erhielten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele dieser Maschinen an schwedische Fliegerclubs verkauft. Über die Geschichte dieser beiden Maschinen erschien 2015 ein lesenswerter Bericht im Flieger Magazin: Flugzeug-Porträt: Klemm Kl 35 als Sk.15A.

Der Vormittag war geprägt vom "Sun-Spot-Hopping" an der Flightline: Beste Fotoposition vor dem Flieger suchen und warten, bis die Sonne für wenige Minuten durch ein Loch der schnell durchziehenden Wolken zum Vorschein kommt, Fotos schießen und danach zum nächsten Flieger, auf Sonne warten, Fotos schießen, und so weiter. Auf den Bildern ist gut die wechselnde Wolkendecke am Vormittag zu erkennen.

Sicherlich eines der Highlights des Tages und einer der Gründe, warum sich der Weg nach Bienenfarm an diesem Wochenende gelohnt hat: Die Bücker Bü 180 Student. Nur 25 Maschinen dieses Typs wurden zwischen 1937 und 1939 gebaut, nur zwei haben den Zweiten Weltkrieg in der Schweiz überlebt und nur eine fliegt heute weltweit wieder: die D-EUTO aus dem Bestand der Quax-Flieger am Standort Paderborn. Sie trägt heute den Namen ihres ersten Besitzers, Franz Herrmann.
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Die Student kam nicht "airborne" zu der Veranstaltung nach Bienenfarm, sondern ein paar Tage vorher "on the road" mit demontierten Tragflächen. Hier wurde sie wieder zusammengesetzt und den Besuchern präsentiert. Leider blieb sie an diesem Tag am Boden und es gab keine erhofften Bilder in ihrem Element.
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In der neuen Züricher Zeitung (NZZ) erschien 2021 ein Artikel, der die Geschichte dieser außergewöhnlichen Bücker Student etwas ausführlicher beleuchtet: Nur ein einziger «Student» fliegt noch. Und auch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) war sie 2020 einen Artikel wert: Tiefdecker von Bücker - Ein Langzeit-Student.
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Gut zu erkennen ist auch, dass an der Flightline einige Maschinen aufgestellt waren, die nicht unbedingt dem Motto der Veranstaltung gerecht wurden, aber dennoch auch sehr sehenswert waren.
Den Lesern der Bienenfarm-Berichte hier im Magazin sind einige davon bereits bekannt, gehören sie aus dem Quax-Bestand doch zu den regelmäßigen Teilnehmern der großen Treffen dort.

Von der CASA 1.131, ein spanischer Lizenzbau der Bücker Bü 131 Jungmann, werden wir später noch mehr sehen. Die D-EQXA ist Baujahr 1951.
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Eine Überraschung war diese Bölkow Bo 207 mit der britischen Registrierung G-EJBI.
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Die aus kanadischer Produktion stammende De Havilland DHC-1 Chipmunk, D-EFOM, gehört auch zum Bestand der Quaxe. Dahinter steht eine Bellanca Citabria 7GCBC, D-EGPH.
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Wieder ein Flugzeug mit deutschen Wurzeln: Die Focke-Wulf Stieglitz hatte 1932 ihren Erstflug. Bei der D-ENAY der Quaxe handelt es sich um eine Focke-Wulf Fw 44 J, Baujahr 1940. Die "J" war die letzte in Serie gebaute Version und wurde mit einem 7-Zylinder-Sternmotor vom Typ Siemens-Halske Sh 14 A4 ausgerüstet, der 160 PS leistet. Auch von ihr werden wir später mehr sehen.
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Dieser Nachbau einer Siebel Si 202 "Hummel" (D-EMDR) hatte im Frühjahr 2020 seinen Erstflug und ist ein Unikat. Die „Hummel“ wurde von 1938 bis 1941 in nur 38 Exemplaren gebaut, von denen keines den Zweiten Weltkrieg überlebt hat. Dieser Nachbau wird von einem modernen tschechischen Sieben-Zylinder-Sternmotor Verner Scarlet 7 angetrieben, der mit 117 PS wesentlich stärker ausfällt als beim Original (50, bzw. 60 PS).
Die Registrierung D-EMDR hat ebenfalls ein historisches Vorbild. Eine Si 202 B mit gleicher Registrierung stellte 1939 an einem Tag zwei Höhenweltrekorde auf: Mit 5.982 m einen für Leichtflugzeuge mit zwei Personen und einem Hubraum bis 2 Liter und mit 7.043 m einen mit einer Person in der gleichen Flugzeugklasse.
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Sie ist eigentlich auch auf jeder Quax-Veranstaltung vertreten, die vereinseigene Klemm 107 B, D-EJUK. Die Ursprungsversion der zweisitzigen Klemm Kl 107 entstand bereits 1939. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie über die Kl 107 B und Kl 107C (beides Dreisitzer) zur Kl 107-D Kl 107 D (Viersitzer) weiterentwickelt. Von der Klemm 107 wurden über alle Versionen nur 61 Maschinen gebaut, davon 6 im Zweiten Weltkrieg. Von der Klemm 107 B wurden nur 26 und von 107C nur 29 Exemplare hergestellt.
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Die Bölkow Bo 208 Junior ist eine deutsche Weiterentwicklung der schwedischen Malmö Flygindustri MFI-9, die Bölkow ab Anfang der 60er Jahre in Lizenz gebaut hat. 1969 endete die Produktion nach 210 gebauten Flugzeugen. Die D-EJLU, liebevoll auch "kleiner LU" genannt, gehört ebenfalls zu den Quax-Fliegern.
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Etwas abseits stand eine der "Piggis" der Quaxe. Die D-EHVR ist ein Lizenzbau der Firma Focke-Wulf in Bremen, die diesen Typ als Piaggio FWP.149D ab Ende der 50er Jahre für die Bundeswehr baute. Nach ihrer aktiven Militärzeit wurden viele in Privathände verkauft, so auch diese Maschine. Neben ihren Rundflügen zeigte sie auch ein Display an diesem Tag.
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Zweites Highlight des Tages und auch allein schon eine Reise wert. Diese Klemm L 25a VI ist das zurzeit älteste, fliegende Motorflugzeug in Deutschland. Die heute unter der Kennung D-EBMX registrierte Maschine feiert in diesem Jahr ihren 95 Geburtstag! Und noch eine Besonderheit zeichnet sie aus: Sie wird noch von einem originalen Fünf-Zylinder-Sternmotor vom Typ BMW Xa angetrieben, der um die 60 PS leistet und vermutlich das letzte existierende Exemplar dieses Motors weltweit ist.
Die L 25 war ein durchaus erfolgreicher Entwurf. Bis 1939 wurden etwa 600 dieser in Holzbauweise gefertigten Flugzeuge in unterschiedlichen Versionen gebaut, darunter aber nur ca. 30 L25 aVI mit dem BMW-Sternmotor. Zur Geschichte der D-EBMX finden einige interessante Information im Klemm-Flieger-Forum: Erhaltene Klemms - D-EBMX
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Kleiner Gimmick: Mit Hilfe von über 300 kleinen Leuchtdioden auf dem Propeller erscheint - eine bestimmte Motordrehzahl und entsprechend lange Verschlusszeit der Kamera vorausgesetzt - der dezente Hinweis auf den Antrieb und den Betreiber der D-EBMX.
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So langsam kam Leben auf dem Platz auf. Doch bevor es weiter zur Piste geht, noch ein kleiner Abstecher zu den zahlreich erschienenen historischen Fahrzeugen. Exemplarisch dazu zwei Bilder:
In unserer Region Jahrzehnte lang prägend war dieses Modell: Der VW-Käfer in seinen verschiedenen Ausführungen ...
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... und etwas luxuriöser ein Bentley und eine schwere Limousine von Daimler-Benz.
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Für viele Besucher war sicherlich der Westland Sea Lynx Mk. 88a (83+18) der Marine eine der Hauptattraktionen des Tages. Hier ist er auf seinem Weg zu seinem Tagesabstellplatz, wo er "hautnah" besichtigt werden konnte und die Crew viele Fragen der interessierten Besucher beantwortete. Aber er war nicht nur im Static Display zu sehen, sondern zeigte auch eine tolle Vorführung in der Luft. Dazu aber später mehr.
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Ein paar weitere Gastmaschinen trudelten ein.
Zwei von drei Zlin 42, die auch beim Ostblock Fly-In zu sehen waren:
D-EWNE und ...
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... D-EWMX. Die Dritte im Bunde war die D-EWOF (ohne Bild).
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Man kann nicht immer Glück haben mit der Sonne, wie bei der Ankunft dieser schönen, aus britischer Produktion stammenden, Taylorcraft Auster V, D-ECIL. Obwohl, mit dem dunklen Wolkenhintergrund hat auch dieses Bild durchaus seine Reize, wie ich finde.
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Beim Abrollen sah die Welt dann schon wieder ganz anders aus.
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Zwischendrin war auch diese Britten-Norman Islander der Air Hamburg angekommen, D-IAEB.
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Die ersten Flying Displays des Tages litten ein wenig an der unsteten Sonne und den grauen Wolken im Hintergrund, die im Gegensatz zum Nachmittag leider keine wirklich schönen Bilder zuließen. Bei der Vorführung der Dornier Do 27 B-3 der Quaxe, D-EDNU, hat es aber immerhin bei der Landung mit der Sonne geklappt.
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Ein paar weitere Fotos vom Geschehen an der Piste:
Die D-EDOV absolvierte etliche Rundflüge an diesem Tag.
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Immer wieder schön anzuschauen, diese elegante Cessna 172. Die D-EROQ ist Baujahr 1959 und gehört zu den ersten Versionen der Cessna 172, die noch das steil ansteigende Leitwerk hatten und noch auf ein rückwärtiges Fenster verzichten mussten.
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Der Wind sorgte gelegentlich auch für kleine Überraschungen, die aber wohl aufregender aussahen als sie tatsächlich waren, so wie bei dieser Ikarus C 42, D-MOAU, beim Start.
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Im Gegensatz dazu sieht der Anflug der Boeing Stearman, hier die N3972U, ganz entspannt aus.
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So, nun aber zu den Höhepunkten des Tages, den Flying Displays des Nachmittages. Fangen wir mit der Klemm Kl 35 an. Wie oben bereits beschrieben, war die Klemm Kl 35 ein sehr erfolgreicher Entwurf aus den 30er Jahren, der auch im Ausland auf Interesse stieß. Diesen Umstand haben wir es zu verdanken, dass heute noch gut 20 Maschinen dieses Typs existieren, überwiegend aus den Beständen der schwedischen Luftstreitkräfte, die nach ihrer Ausmusterung in private Hände gingen. Die meisten von ihnen sind noch flugfähig. Die D-EFRI, die in Bienenfarm vorgeflogen wurde, ist Baujahr 1940.
Der Pilot flog ein sehr schönes Display ...
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... so, wie es die Fotografen lieben, ...
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... legte er sein Flugzeug fotogen in leichte Kurven, die ...
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... dem Zuschauer zugeneigt waren.
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Dafür an dieser Stelle dafür ein dickes Dankeschön an den Piloteur ...
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... und für die tolle Vorstellung seines Fluggerätes!
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Ein weiteres Highlight der Veranstaltung, für das es sich gelohnt hat, zu kommen: Die Messerschmitt Bf 108 B "Taifun", D-EBEI, Baujahr 1940.
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Wenn man dieses Flugzeug sieht, mag man nicht glauben, dass der Prototyp bereits 1934 seinen Erstflug hatte. Dieser für seine Zeit sehr fortschrittliche Entwurf braucht auch heute den Vergleich mit modernen Sportflugzeugen nicht scheuen.
Der in Ganzmetallbauweise ausgeführte Viersitzer mit geschlossener Kabine und Einziehfahrwerk besticht durch seine saubere Linienführung und durch einige technische Besonderheiten. Hervorzuheben an dieser Stelle sind die automatisch gesteuerten Vorflügel, die der Maschine bemerkenswerte Langsamflugeigenschaften bei guter Manövrierbarkeit verliehen.
Angetrieben von einem luftgekühlten, hängenden Achtzylinder-V-Motor vom Typ Argus AS 10c mit einer Startleistung von 240 PS erreicht die Taifun eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 300 km/h, die Reisgeschwindigkeit liegt bei ca. 250 km/h. Zwischen 1936 und 1945 wurden ca. 900 Maschinen gebaut.

Die D-EBEI gehört der Deutschen Lufthansa Berlin Stiftung (DLBS) und wird von den Quaxen als Halter betrieben. Sie wurde 1990 von der Deutschen Lufthansa Berlin Stiftung erworben und ist seit 1994 wieder aktiv in der Luft zu sehen. Es handelt sich um eine Me 108 B-1, die 1940 für die damalige Luftwaffe gebaut wurde. Die Traditionsmaschine trägt den Namen der berühmten Fliegerin Elly Beinhorn.

Elly Beinhorn, geboren am 30. Mai 1907 in Hannover, gehörte sicherlich nicht nur in den 30er Jahren zu den bemerkenswertesten Frauen in der Geschichte der Luftfahrt. Nach dem Erwerb der Pilotenlizenz verdiente sie ihr Geld mit Kunstflugvorführungen, berühmt wurde sie aber durch ihre Langstrecken- und Rekordflüge in der ganzen Welt, die sie im Alleinflug durchführte. Für ihre Flüge nutzte sie anfangs überwiegend Flugzeuge der Firma Klemm, und später die damals neue Bf 108 der Bayerische Flugzeugwerke (später Messerschmitt), deren Name "Taifun" und ihre Popularität untrennbar mit dem Namen Elly Beinhorn verbunden sind. Nach dem 2. Weltkrieg kehrte Elly Beinhorn zur Fliegerei zurück und begann bereits 1951 in der Schweiz ihre zweite Karriere als fliegende Journalistin und Fotografin. Bis zu ihrem 72. Lebensjahr war sie der Fliegerei aktiv verbunden. Sie starb am 28.November 2007 im Alter von 100 Jahren in München.
Ihr zur Ehre erhielt die wunderschön restaurierte Me 108 der Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung 1993 den Namen "Elly Beinhorn". Die Taufe nahm die Namensgeberin persönlich vor.

Die Taifun war am Samstag einige Male unterwegs und ermöglichte dadurch einige Fotos, die dieses elegante Flugzeug in Aktion zeigen. Auf einigen der folgenden Fotos kann man die oben angesprochenen, ausgefahrenen Vorflügel ansatzweise erkennen, wie z. B. beim Start auf dem ersten Bild.
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Apropos Aktion: Für mich die beste Aktion des Tages war das Display der Bücker Bü 131 Jungmann (D-EQXA) und der Focke-Wulf Fw 44 Stieglitz (D-ENAY), beide aus dem Bestand der Quaxe.
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Nachdem die beiden anfänglich in sauberer Formation flogen, ...
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... tobten sie sich kurz danach in der Luft aus ...
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... und zeigten, was in den alten Doppeldeckern steckt.
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Dabei jagte die Stieglitz die Jungmann in einer "wilden" Kurbelei über den Himmel.
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Absolut sehenswert, was die beiden den Zuschauern an diesem Tag boten - Chapeau!
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Und zum Abschluss des tollen Displays sorgte die Nachmittagssonne noch für schöne Bilder der beiden Protagonisten beim Einschweben zur Landung.
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Eines meiner Lieblingsbilder des Tages. Wenn Sonne und dunkle Wolken an der richtigen Stelle stehen, ist die Kombination durchaus reizvoll.
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War diese Vorstellung noch zu toppen?
Nun, die Antwort liegt wohl wie immer im Auge des Betrachters. Bei vielen Zuschauern avancierte sicherlich die Demonstration des Westland Sea Lynx Mk.88a zum Favoriten. Die Marine war in der Vergangenheit schon bei Veranstaltungen in Bienenfarm als Gast vertreten, aber diesmal zeigte sie, welche Fähigkeiten im Sea Lynx Sea Lynx stecken.
Neben diversen Vorbeiflügen mit agilen Wendemanövern, wurde der Heli seitwärts und rückwärts an den Zuschauern vorbeigeführt, "auf den Kopf gestellt" und zum Schluss noch ein Kamerad mit der Winsch an Bord genommen. Absolut sehenswert, diese Vorstellung!
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Die Crew verabschiedete sich mit einem freundlichen Winken und hoffentlich mit einem Blick in die begeisterten Gesichter der Zuschauer (oder auf die zigfach auf sie gerichteten Objektiven der Fotografen).
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Das waren schon ein paar sehenswerte Vorstellungen an diesem Tag.

Zum Schluß nun noch ein paar Impressionen vom Nachmittag.

Das Display der CCF Havard IV litt fototechnisch leider unter einer großen Wolkenbank, die so gar keinen Sonnenstrahl auf den Flieger in der Luft zulassen wollte. Deshalb hier nur ein Bild vom Start der D-FSIX.
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Die D-ENAY war auch mit Gästen unterwegs.
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Alles im grünen Bereich: D-EQAX fertig zum Start.
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On yellow wings: N3972U im Endanflug.
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D-ENAY in ihrem Element.
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Über die Schulter geschaut: D-EBEI.
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Über den Wolken: D-EQXL.
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Ein alter Bekannter aus Braunschweiger Zeiten, D-MELT.
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Die Abendsonne genießen, D-ECIL.
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Dann war es Zeit, wieder gen Westen aufzubrechen, in Richtung Heimat.

Wie fällt das persönliche Fazit zu diesem Veranstaltungstag aus?
Aus Sicht der Flugzeugfreunde war es nicht das große Event, das große deutsche Typentreffen, mit vielen historischen Flugzeugen, auf das man sich gefreut hat. Allerdings war es nicht dem Veranstalter geschuldet, der dieses Treffen wieder recht routiniert organisiert hat, sondern den Unbillen des Wetters, das die Teilnehmeranzahl stark gesenkt hat und leider nicht im Voraus planbar ist. Aber im Endeffekt war es dennoch eine sehr sehenswerte Veranstaltung, denn der Wettergott hatte doch noch ein Einsehen und bescherte den Fotografen zusammen mit den verbliebenen, teilweise exklusiven, "fliegenden Kisten" einige schöne Fotos von außergewöhnlichen Ikonen der Luftfahrt. Bildlich gesprochen war es diesmal kein visuelles "All-you-can-eat-Buffet", sondern eher ein kleines Feinschmecker-Menü, das die Anreise auf jeden Fall wert war.
Hoffen wir, dass sich diese Veranstaltung in Bienenfarm so etabliert, wie das "Ostblock Fly-In" oder "Stearman & Friends".


Weitere Berichte zu Veranstaltungen der Quaxe in 2022:

- Ausmotten 2022

- Ostblock Fly-In 2022


Alle Berichte zu Flugveranstaltungen der Quaxe und anderen Luftfahrt-Events im LCBS-Magazin:


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Re: [Bericht] Himmel und Erde 2022 – Deutsches Typentreffen in Bienenfarm

Beitrag von Swen » Di 27. Sep 2022, 16:31

Toller Bericht und viel viel viel Arbeit. Das mit der Schleichwerbung finde ich ja mal stark. Hat der Betreiber extra etwas da dran gesteckt? Kann mir schwer vorstellen, dass es beim fliegen auch so ist.
Bis denn der Swen

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Re: [Bericht] Himmel und Erde 2022 – Deutsches Typentreffen in Bienenfarm

Beitrag von Uwe » Di 27. Sep 2022, 17:19

Danke, Swen.

Da der Vogel nicht geflogen ist, kann ich nicht sagen, ob das Logo auch im Flug erscheint.
Auf jedem Propellerblatt sind zwei schmale Leisten mit LEDs aufgebracht, die vermutlich dort fest installiert sind. Ansonsten müsste man sie ja jedes Mal wieder exakt neu ausrichten. Hier mal ein Detailfoto einer Leiste.
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