Die Probleme der Segelflieger um Braunschweig mit den BI

Rund um das Thema Luftfahrt
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platzrundendreher
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Die Probleme der Segelflieger um Braunschweig mit den BI

Beitrag von platzrundendreher » Di 1. Dez 2009, 20:44

In letzter Zeit häufen sich die Berichte über die umliegenden Segelfluggelände - leider nur negative Presse.
Es geht hier um die Umwidmung des Geländes zu einem Sonderlandeplatz oder die Erweiterung um andere Startarten.
Hier mal eine Liste vom Ministerium, welche Platzhalter eine Änderung beantragt haben:

http://www.mw.niedersachsen.de/cda/page ... &D=0&I=712

Es geht den meisten Vereinen um das Vermeiden der sich ständig wiederholenden Beantragung von Startarten und Flugzeugtypen.
Dies muss ca. im fünf-Jahres-Rythmus gemacht werden und kostet eine menge Geld.
Um sich das Geld zu sparen, ist eine allgemeine Erlaubnis zweckmäßig - auch wenn man die Erlaubnis nicht voll ausnützt.
Man kann sich damit außerdem viel Arbeit sparen.

Hier mal die Berichterstattung der Presse zu diesen Themen:

Wilsche:

http://www.newsclick.de/index.jsp/menui ... d/11353976
http://www.newsclick.de/index.jsp/menui ... d/10607484
http://waz-online.de/Gifhorn/Gifhorn/Ue ... der-Fluege
http://www.newsclick.de/index.jsp/menui ... d/10680454
http://www.waz-online.de/Gifhorn/Gifhor ... idmung-mit
http://www.waz-online.de/Gifhorn/Gifhor ... chsfliegen

u.s.w.

Wolfenbüttel:

http://www.newsclick.de/index.jsp/menui ... d/11260698
http://www.newsclick.de/index.jsp/menui ... tle/Ticker

u.s.w.


Komischerweise kommen die BI'ler immer nur auf das Thema, wenn eine Ratssitzung war und diese öffentlich angekündigt war.
Ansonsten hat sich wohl niemand über den laufenden Flugbetrieb sonderlich gestört.

Man kann das Thema interpretieren wie man will - sonderlich ist es allemal!
Lobby? Private Differenzen? Hundehalter? Wichtigtuer?
Was meint ihr?

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Re: Die Probleme der Segelflieger um Braunschweig mit den BI

Beitrag von Swen » Di 1. Dez 2009, 20:56

Jop Segelfluglärm. 24h 7Tage die Woche bei 365 Tage im Jahr. Grausam. So ein Segelflugzeug sollte man die Flügel kürzen. Dann machen die mit diesen Riesen Dingern kein Krach mehr. :dumm:

Was will man machen? Überall das Fliegen verbieten. Die Leute sollen gefälligst mit dem Auto oder Bus oder Zug in den Urlaub fahren. Moment, da gibt es ein Problem. Autobahnen dürfen ja auch nicht gebaut werden, die machen ja auch krach. Der Bus darf auf keinen Fall durch ein Dorf fahren, denn auch die LKW's zerstören die Häuser mit dem Gewicht und ein Zugbahnhof darf auf keinem Fall wachsen. Die Schienen dürfen selbst verständlich dort auch nicht lang gelegt werden... Hm... Ich weiß was. Der nächste Urlaub dauert nur einen Tag, denn 13 Tage bin ich dann mit Kutsche und Esel unterwegs. Misst... Geht ja auch nicht, da is ja dann zu viel C02 vom Esel... Ich glaub ich bleibe doch zu Hause.
Bis denn der Swen

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Re: Die Probleme der Segelflieger um Braunschweig mit den BI

Beitrag von Karsten » Mi 2. Dez 2009, 18:09

Gegner gibt es, wie Swen schon geschrieben hat, überall und bei jedem Thema.
Umso besser ist es, zu lesen, das letztendlich auf fast jedem Flugplatz eine Erweiterung angestrebt wird. Es geht voran!

Aber manchmal frage ich mich wirklich, ob es überall sinnvoll ist. Z.B. Leer-Papenburg... Emden ist nicht so weit weg. Direkte Autobahnverbindung zwischen Oldenburg und Emden.
Und man muss auch bei Segelflugzeugen realistisch sein. Ganz ohne Geräusche kommen diese Fluggeräte auch nicht aus.

Revilo

Re: Die Probleme der Segelflieger um Braunschweig mit den BI

Beitrag von Revilo » Do 3. Dez 2009, 23:43

Ein Segelflugzeug oberhalb von 150 Metern ist am Boden akustisch nicht mehr wahrzunehmen. Ein Segelflugzeug, das über Waggum in der Thermik kreist, oder sich auf einem mehrstündigen Überlandflug durch die Lüneburger Heide befindet, kann selbst mit viel Mühe keinen Menschen am Boden belästigen. Es gibt keine Abgase und keine Motorengeräusche. Dazu kommt noch, daß wir in den üblichen Überlandflughöhen für das ungeübte Auge quasi unsichtbar sind. Es ist, als wären wir nicht da.

Einzig der Startbetrieb ist mit gewissen Lärm- und Abgasemissionen verbunden. Man muß sich aber vor Augen halten, über was für Größenordnungen wir hier reden. Für einen neunstündigen Flug brauchen wir einen Windenstart von 90 Sekunden Dauer, bei dem noch nicht einmal ein halber Liter Diesel verbraucht wird. Die Braunschweiger Winden sind mit guten Schalldämpfern ausgerüstet, die Abgasanlagen wurden vor einigen Jahren auf Wunsch der Anwohner umgebaut, so daß bei Startrichtung 08 kein Auspuff mehr Richtung Waggum zeigt.

Die drei Schleppmaschinen, die in Braunschweig zum Einsatz kommen, sind mit teuren, nachgerüsteten Schalldämpfern und Propellern ausgerüstet. Sie vermindern die Flugleistung und bringen den Nutzern nur Nachteile. Daß die Halter hier trotzdem freiwillig investieren, zeigt den guten Willen ziemlich deutlich. Wenn wir - es ist selten genug - Flugzeugschlepp durchführen, fliegen wir möglichst bei jedem Flug verschiedene Flugwege, wechseln von der Nord- in die Südplatzrunde und meiden Ortschaften, so gut das möglich ist. So wird uns ein und derselbe Anwohner auch bei mehreren Schleppflügen hintereinander im Idealfall nur einmal hören können.

In Braunschweig gibt es eine freiwillig vereinbarte Mittagspause am Wochenende, in der auf Platzrunden und Flugzeugschlepp verzichtet wird.

Jedem GA-Piloten ist die Rücksicht auf Anwohner in Fleisch und Blut übergegangen. Unnötiger Lärm wird so gut wie möglich vermieden. Ich behaupte, daß ein Großteil der bei Start und Landung von den Piloten zu treffenden Entscheidungen heutzutage mit Lärmschutz zu tun hat. Obwohl Braunschweig ein kontrollierter Platz ohne offiziell festgelegte Platzrunde ist, gibt es eine Vereinbarung über den einzuhaltenden Flugweg, die im GAT aushängt und allen in Braunschweig stationierten Piloten bekannt ist. Dieser Flugweg ist darauf abgestimmt, möglichst wenige Anwohner mit Fluglärm zu belästigen.

Ein Problem ist das Vorurteil, das den GA-Piloten entgegengebracht wird. Das Bild vom elitären Bonzen, der sein 200.000-Euro Spielzeug aus Langeweile sinnlos über die Ortschaften knattern lässt, ist allgegenwärtig und hat trotzdem nichts mit der Realität zu tun. Wenn ich Bekannten von meinem Hobby erzähle, verbringe ich regelmäßig die ersten 15 Minuten mit dem Ausräumen von Vorurteilen.

Viele sind erstaunt, daß Segelfliegen nicht teurer ist als die meisten Breitensportarten, daß bereits 14-jährige Schüler ihre Flugausbildung anfangen, daß man mit 16 Jahren die Segelfluglizenz machen kann, und vor allem, daß es kaum eine Sportart gibt, in der Verantwortungsbewußtsein, Teamgeist, technisches Verständnis und Sicherheitsbewusstsein so intensiv gefördert wird. Segelfliegen (mit Fluglehrer) eignet sich sogar als Therapie für "schwererziehbare" oder "verhaltensauffällige" Jugendliche und Erwachsene.

Es ist auch von der Öffentlichkeit komplett falsch verstanden worden, warum einige Platzhalter jetzt Anträge auf Erweiterung der Genehmigung stellen. Ein Segelfluggelände, so wie "Am Salzgittersee", ist per se nicht für Motorflugzeuge zugelassen. Will man dort landen, beispielsweise für einen Flugzeugschlepp oder einen Flugtag, braucht man eine Ausnahmegenehmigung. Die ist für den Platzhalter aus vielen Gründen sinnvoll. Zum Beispiel für eine eigene Schleppmaschine, die den Flugbetrieb ziemlich erleichtert. Bisher wurden die Genehmigungen für moderate Gebühren und einen längeren Zeitraum erteilt. Jetzt allerdings nicht mehr. Das heißt, die Vereine sind durch die Genehmigungsbehörde gezwungen, einen Erweiterungsantrag zu stellen, wenn sie ihren Status Quo erhalten wollen. Es geht nicht um mehr Motorflugzeugstarts, sonden darum, diese überhaupt noch durchführen zu können.

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Re: Die Probleme der Segelflieger um Braunschweig mit den BI

Beitrag von Heino » Fr 4. Dez 2009, 11:48

Revilo hat geschrieben:Es gibt keine Abgase und keine Motorengeräusche. Dazu kommt noch, daß wir in den üblichen Überlandflughöhen für das ungeübte Auge quasi unsichtbar sind. Es ist, als wären wir nicht da.
... sonst wäre die Landung auf dem Fort Eben-Emael auch nicht möglich gewesen!

Revilo hat geschrieben:Einzig der Startbetrieb ist mit gewissen Lärm- und Abgasemissionen verbunden. Man muß sich aber vor Augen halten, über was für Größenordnungen wir hier reden. Für einen neunstündigen Flug brauchen wir einen Windenstart von 90 Sekunden Dauer, bei dem noch nicht einmal ein halber Liter Diesel verbraucht wird. Die Braunschweiger Winden sind mit guten Schalldämpfern ausgerüstet, die Abgasanlagen wurden vor einigen Jahren auf Wunsch der Anwohner umgebaut, so daß bei Startrichtung 08 kein Auspuff mehr Richtung Waggum zeigt.
Da macht der Nachbar mit seinem Rasenmäher mehr Krach! Obwohl, ist das Rasenmähen in Waggum überhaupt noch erlaubt? :roll:

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Horrido!

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Re: Die Probleme der Segelflieger um Braunschweig mit den BI

Beitrag von Swen » Fr 4. Dez 2009, 13:37

Es ist ja nicht nur der Rasenmäher. Aber das ist ja schon ausgiebig in dem Ausbau Thread diskutiert worden. Das geht ja nun auch weiter in den Gartenarbeiten. Selbst in der Mittagszeit und Sonntags wird gehobelt, dass die Späne fliegen... Oder im Haushalt, da laufen Waschmaschinen, Trockner sonst was. Kurzum, es wird sich immer über Fluglärm aufgeregt, dabei sollten einige statt Laubbläser mal einen Rechen in die Hand nehmen, denn das klappte früher auch wunderbar. Den Krach der die Zweitakter so machen ist ja nun nicht alles. Der Geruchsbelästigung ist ja nun auch immer dabei.

Gesetzlich sind eigentlich die Ruhezeiten einzuhalten, macht ja auch keiner. Wird laut Musik gehört oder Renoviert oder sonst was. Die Leute sollten sich erst einmal bei sich umschauen, wie sie selber Lärm vermeiden können, bevor auf andere losgegangen wird, die auch noch viel weiter weg sind.
Bis denn der Swen

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Re: Die Probleme der Segelflieger um Braunschweig mit den BI

Beitrag von luftbock » Do 10. Dez 2009, 16:01

Bei fast allen Änderungsverfahren geht es im Kern darum, die luftrechtlichen Genehmigungen nach § 6 LuftVG der flugbetrieblichen Entwicklung in den letzten Jahren anzupassen. Dabei handelt es sich z.Teil um Genehmigungen aus den 70er Jahren mit aus heutiger Sicht sehr eingeschränkter Zulassung (Segelflugzeuge, Motorsegler, z.T sogar noch nichtselbststartend). Im Laufe der Jahre sind Schleppflugzeuge und Luftsportgeräte, hier insbesondere die UL`s, hinzu gekommen, für die keine oder nur z.T. Änderungen der Flugplatzzulassungen beantragt worden sind. In vielen Fällen wurden lediglich befristete personen-und gerätebezogene Außenstart- und landeerlaubnisse nach § 25 LuftVG bei der zuständigen Länderluftfahrtbehörde beantragt und in der Regel auch erteilt. Diese Praxis hat aber im Laufe der Jahre auf diversen Plätzen zu einer immer größer werdenden Zahl von Außenstart- und landeerlaubnissen geführt, die aus Sicht der Luftfahrtbehörde mit dem Ausnahmecharakter des § 25 LuftVG vom Flugplatzzwang nicht mehr zu vereinbaren sind.

Um zu verhindern, dass künftig Erlaubnisse nicht mehr verlängert werden, ist den Vereinen nahegelegt worden, die Zulassung Ihrer Segelfluggelände der geänderten Entwicklung, in der Regel auf der Basis der Bewegungszahlen der letzten Jahre, anzupassen. Dies ist der Grund für die Häufung solcher Änderungsgenehmigungverfahren. Dabei geht es in fast allen Fällen lediglich darum, den schon jetzt bestehenden Flugbegtrieb auf eine "saubere" Rechtsgrundlage zu stellen, ohne dass sich in der Praxis etwas ändert. Das Problem dabei ist nur, dies der Bevölkerung und den betroffenen Kommunen deutlich zu machen. Zu stark sind deren diffusen Befürchtungen, dass trotz freiwilliger Deckellung der Flugbewegungen durch die Änderung der Flugplatzgenehmigung das Tor für eine Zunahme des Flugbetriebes insbesondere mit motorgetriebenen Lfz.weit geöffnet wird.

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Re: Die Probleme der Segelflieger um Braunschweig mit den BI

Beitrag von Swen » So 13. Dez 2009, 09:41

Das ist mal eine sehr gute Aufklärung darüber und wirft in die Sache ein ganz anderes Licht. Ich hoffe das dies einige unwissenden Bürger hier mitlesen, dass da auch dort die ganze Sache mal aus einem anderen Winkel betrachtet wird.

@Luftbock: Danke dafür.
Bis denn der Swen

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