von Uwe Bethke
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Vom 26.08. bis 28.08.2022 haben sich Flieger und Freunde der Dornier Do 27 und der Piaggio FWP.149D in Bad Gandersheim (EDVA) getroffen. Gastgeber war das Team rund um die in Bad Gandersheim stationierte Do 27 mit dem Kennzeichen D-EFOB.
Leider machte das Wetter am Freitag mit verbreiteten Gewittern einigen angemeldeten Teilnehmern einen Strich durch die Rechnung. Dennoch fanden neun Do 27 und fünf Piaggios ihren Weg zum Treffen.
Der bewölkte Himmel und die vereinzelt angesagten Schauer am Samstag waren keine guten Voraussetzungen für schöne Fotos dieser interessanten Flieger. Aber ab Sonntagmittag sollte das Wetter deutlich besser werden. Also ging es Sonntagvormittag nach Bad Gandersheim, das ja nur eine knappe Stunde Fahrzeit entfernt liegt. Bei unserer Ankunft war von der Sonne noch nicht viel zu sehen, aber dafür umso mehr von den Teilnehmern des Treffens.
Vom Timing her hat es gut geklappt, denn die ersten Maschinen machten sich kurz nach unserer Ankunft auf den Heimweg. Als Erstes ging die D-EIBE raus, eine Dornier Do 27A-1, Baujahr 1958. Ihren Standort hat sie in Rottweil-Zepfenhan (EDSZ) und wird dort als Absetzmaschine für Fallschirmspringer eingesetzt. Gut zu erkennen ist der Tritt für die Springer unter der linken hinteren Tür. Ihre auffällige Lackierung verdankt sie, wie man unschwer erkennen kann, einem Sponsor. Wer mehr über die Maschine erfahren möchte, kann hier mal hereinschauen: Fürstenberg Fallschirm-Team.
Danach war erst einmal Warten auf Sonnenschein angesagt.
Nutzen wir die Zeit für ein paar allgemeine Informationen zu den Protagonisten des Treffens:
Die erste Dornier Do 27 flog am 17. Oktober 1957 in Oberpfaffenhofen. Sie wurde aus der Dornier Do 25 weiterentwickelt, die vom spanischen Konstruktionsbüro der Firma Dornier für die spanische Luftwaffe Anfang der 50er Jahre als leichtes Verbindungs- und Beobachtungsflugzeug entworfen und gebaut wurde. Stärker motorisiert und mit einigen Modifizierungen, entstand daraus die Do 27. Das leichte, einmotorige Mehrzweckflugzeug mit STOL-Eigenschaften (Short Take Off and Landing, Kurzstart- und Landeeigenschaften) fand schnell das Interesse der neu gegründeten Bundeswehr, die bereits im Februar 1956 insgesamt 469 Maschinen orderte, diese Bestellung aber 1957 auf 428 Maschinen reduzierte. Die Bestellung setzte sich aus 322 Do 27A und 106 Do 27B zusammen. Die B-Version unterschied sich im Wesentlichen durch ein Doppelsteuer von der A-Version und wurde vorwiegend zu Schulungszwecken eingesetzt.
Die erste Do 27 wurde der Bundeswehr am 14. Januar 1957 übergeben, am 30. März 1980 wurde die letzte Do 27 bei der Bundeswehr ausgemustert. Zuletzt flog sie bei den Bundeswehrflugsportgruppen. Nach ihrer Außerdienststellung wurden die Maschinen an andere Streitkräfte und an zivile Halter verkauft. Letzteren verdanken wir heute, dass man sie noch immer am Himmel sehen kann, oft auch in ihren traditionellen Lackierungen und Kennzeichen aus ihrer Militärzeit.
Insgesamt wurden 627 Do 27 in Deutschland gebaut, darunter ca. 70 zivile Ausführungen, die unter der Bezeichnung Do 27Q vertrieben wurden. In Spanien wurden weitere 50 Militärmaschinen in Lizenz unter der Bezeichnung CASA C-127 hergestellt.
Kurz zu den technischen Daten (Do 27Q-1):
Länge: 9,60 m
Spannweite: 12,00 m
Höhe: 2,71 m
Flügelfläche: 19,40 m²
Kapazität: 1 + 5 Personen
Leermasse: 1.046 kg
Startmasse: 1.744 kg
Triebwerk: ein 6-Zylinder-Boxermotor Lycoming GO-480 B1A6
Leistung: ca. 270 PS (199 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 248 km/h
Reisegeschwindigkeit: 200 km/h
Reichweite: ca. 850 km
Der zweite Protagonist hat seine Wurzeln in Italien. Piaggio entwickelte die Piaggio P.149 Anfang der 50er Jahre. Auch hier zeigte die neu gegründete Bundeswehr früh ihr Interesse an dem Schul- und Verbindungsflugzeug, das sich gegen die Saab 91 Safir und Beech T-34 Mentor durchsetzen konnte.
Piaggio baute 76 Maschinen als P.149D für die Bundeswehr, von denen die erste im Mai 1957 ausgeliefert wurde. Weitere 190 Maschinen wurden ab 1957 in Lizenz von Focke Wulf in Bremen produziert und erhielten die Bezeichnung FWP.149D. Von den Piloten wurde sie aber bald liebevoll "Piggi" (sprich "Pidschi") genannt.
Schwerpunkt des Einsatzes war die Ausbildung der Piloten der Bundeswehr in den Flugzeugführerschulen (FFS). Daneben wurde sie in den Geschwadern der fliegenden Verbände als Verbindungsflugzeug eingesetzt. Anfang der 70er Jahre kamen die ersten "Piggis" aus diesen Beständen zu den Bundeswehrflugsportgruppen, weitere wurden an private Halter veräußert. 1980 wurden dann auch die Maschinen der Bundeswehrflugsportgruppen zivil registriert. Die letzte "Piggi" der Bundeswehr wurde am 31. März 1990 bei der 3./JaboG 49 in Fürstenfeldbruck außer Dienst gestellt. Neben den zivilen Lackierungen sieht man heute auch noch einige Maschinen in den Farben ihrer Bundeswehrzeit fliegen.
Auch hier ein kurzer Blick auf die technischen Daten:
Länge: 8,78 m
Spannweite: 11,12 m
Höhe: 3,00 m
Flügelfläche: 18,81 m²
Kapazität: 1 + 3 Personen
Leermasse: 1.160 kg
Startmasse: 1.820 kg
Triebwerk: ein 6-Zylinder-Boxermotor Lycoming GO-480 B1A6
Motorleistung: ca. 270 PS (199 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 272 km/h (in 3000 m)
Reichweite: 1.050 km
Beim Aufbruch der ersten "Piggi", konnte man im Norden schon die Auflockerung der Wolkendecke erkennen. Die D-EGOS verabschiedete sich mit einem schönen Low-Pass, bevor sie in Richtung Heimat abdrehte. Sie ist Baujahr 1959 und hat ihren Heimatstandort in Nienburg-Holzbalge.
Eine "Piggi" geht, eine andere "Piggi" kommt: die D-EGWK beim Abrollen. Das Bild lässt im Hintergrund ein wenig die schöne Lage des Flugplatzes von Bad Gandersheim erahnen. Von dieser Piaggio werden wir später noch mehr sehen.
Als die D-EAJC (56+24) zum Start rollte, klarte es auch so langsam auch über dem Platz auf. Sie wurde 1958 als Do 27B-1 gebaut. Sie trägt den Marine-Schriftzug und ...
... das Emblem der Marineflieger.
Ganz in zivil präsentiert sich die D-EBAT, eine Do 27A-4, Baujahr 1960. Sie trägt den Schriftzug "Alter Tiger" auf der Motorverkleidung und das Bild eines noch recht agil wirkenden Selbigen auf dem Leitwerk.
Und - aller guten Dinge sind Drei - scheint auch noch ein Tiger zur Crew zu gehören.
Nun kam die Sonne vollends durch.
Mit ihrer weiß-blauen Lackierung gab sie beim Abflug ein sehr schönes Bild am blau-weißen Himmel ab.
Die D-EEPN (56+87), die zum Bundeswehr-Luftsportring Laupheim e. V. gehört, lässt ihr Triebwerk an. Bei ihr handelt es sich um eine Do 27A-4, Baujahr 1959.
Größer kann der Farbkontrast zwischen zwei Flugzeugen kaum sein.
Auch die D-EEPN verabschiedete sich mit einem schönen Linksschwenk nach dem Start.
Bleiben wir bei der knatteroten Do 27. Sie ist eine Stallgefährtin der D-EEPN, denn sie gehört auch zum Bundeswehr-Luftsportring Laupheim. Ihr Outfit verdankt sie einer Zeitschrift, die sich – wie könnte es anders sein – mit dem Thema Flugzeug beschäftigte. Bei der D-EEPJ handelt es sich um eine Do 27A-1, die 1959 gebaut wurde.
Die D-EDCV wurde 1959 als Do 27A-4 gebaut ...
... und verabschiedete sich mit einem Flügelwackeln von der Veranstaltung.
Ähnlich schlicht gehalten, was die Insignien ihrer Bundeswehrzeit betrifft, aber nicht minder schön, präsentiert sich die D-EMBB. Sie wurde 1958 als Do 27B-1 gebaut.
Im vollständigen "Bundeswehr-Ornat" zeigt sich die D-EBAC (56+76) aus Gelnhausen, gebaut 1959 als Do 27A-3, heute zugelasssen als Do 27A-4. Sie flog bei verschiedenen Heeresfliegereinheiten, bis sie 1971 außer Dienst gestellt und veräußert wurde. Seit dem trägt sie ihr heutiges ziviles Kennzeichen.
Auffällig: Sie hat keine markante "Day-Glo-Markierungen", die in leuchtorange lackierten Flächen am Flugzeug, die im Laufe ihrer Dienstzeit bei einigen Flugzeugtypen der Bundeswehr zur besseren Erkennung in Friedenszeiten aufgetragen wurden. Viele ehemalige Do 27 der Bundeswehr tragen diese Marker in unterschiedlicher Form noch heute, wie auch bei einigen Besucher des Fly-Ins zu sehen ist. Die 56+76 trug allerdings diese Markierungen auch während ihrer aktiven Bundeswehrzeit nicht.
Kleines Close-Up, eher unfreiwillig, weil der Flieger bei 100 mm Brennweite des Kameraobjektivs einfach nicht mehr vollständig aufs Bild gehen wollte. Allerdings ist er im Intro-Bild am Anfang des Berichtes doch noch mal "in Ganz" zusehen.
Mein persönliches Highlight des Tages (die anderen Piloten mögen es mir verzeihen): diese schöne Dornier Do 27A-1, Baujahr 1958. Die D-EFFB (BA+399) zeigt sich in ihrem ursprünglichen Aussehen. Die ersten Maschinen der Bundeswehr wurden im Metall-Finish in Dienst gestellt und erhielten erst später einen Tarnanstrich. In den Anfangsjahren der Bundeswehr setzten sich die taktischen Kennungen der fliegenden Verbände aus einem Code von zwei Buchstaben und drei Ziffern zusammen, wie er hier zu sehen ist. Im Jahr 1967 wurde eine neue Systematik aus zwei und zwei Ziffern eingeführt, die bis heute verwendet wird.
Ein Blick ins Cockpit:
So, nachdem nun alle Gast-Do's kurz vorgestellt wurden, fehlt noch der Gastgeber der Veranstaltung, die in Bad Gandersheim beheimatete D-EFOB (56+81). Sie wurde 1959 als Do 27B-3 gebaut und kam zu den Heeresfliegern, deren Schriftzug sie seit April dieses Jahres wieder trägt. Die Umrüstung auf das breite Fahrwerk in den 60er Jahren machte sie zur B-5. Hinter dieser Version verbargen sich alle B-3-Versionen, die während ihrer Militärzeit auf den A-4-Standard gebracht wurden. Mit der der zivilen Zulassung 1980 wurde sie dann offiziell als A-4 in die Luftfahrzeugrolle übernommen. Verwirrend? Wie ich finde, schon. Aber so werden einige der heute noch fliegenden Do's ihre Versionszugehörigkeit im Laufe der Jahre gewechselt haben.
Die D-EFOB übernahm an diesem Tag das Besucherprogramm und machte einen Rundflug nach dem anderen. Anscheinend hatten viele Besucher Lust, die schöne Gegend rund um Bad Gandersheim bei Sonnenschein in einem echten Oldtimer aus der Luft zu erkunden.
Kommen wir zu den "Piggis". Vier waren an diesem Tag noch verblieben. Leider war über die einzelnen Maschinen im Netz nicht viel in Erfahrung zu bringen, deshalb müssen die Bilder hier mehr für sich sprechen.
Den Anfang macht die D-ECOY.
Kurz danach ging die D-EGWK raus. Sie ist Baujahr 1960.
Die N52571 (92+03) ist Baujahr 1957 und trägt neben ihrer Luftwaffen-Kennung das Abzeichen der 1. Staffel des Jabo-Geschwaders 33 auf der Triebwerksabdeckung.
Last but not least: die D-EHVO (JA+391). Sie präsentiert sich in den Farben und mit dem Geschwaderwappen des Jagdgeschwaders 71 "Richthofen", das die "Piggi", wie auch andere fliegenden Verbände, als Verbindungsflugzeug einsetzte. Markant ist das stilisierte schwarze "Tulpenmuster" auf der Triebwerksabdeckung und dem Leitwerk. Es geht zurück auf den ersten Kommodore des JG 71, Erich "Bubi" Hartmann. Erich Hartmann war Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg. Ihm wurden 352 Abschüsse feindlicher Flugzeuge zugeschrieben, so viel wie keinem anderen Jagdflieger zuvor oder danach. Das Tulpenmuster zierte seine Einsatzmaschinen im Jagdgeschwader 52 während des Zweiten Weltkriegs.
Das Tulpenmuster, sowie das Metall-Finish und das taktische Kennzeichen aus Buchstaben und Ziffern, zeigt die "Piggi", wie sie in den Anfangsjahren des JG 71 geflogen ist.
Natürlich stehen die Namensgeber eines Typentreffens immer im Mittelpunkt der Veranstaltung, aber oft finden sich bei diesen Treffen auch immer wieder andere kleine Schätze der Luftfahrt, die sozusagen das i-Tüpfelchen einer rundum gelungenen Veranstaltung sind. So auch in Bad Gandersheim.
Von der SIAT/MBB 223 Flamingo wurden nur 96 Maschinen gebaut, eine davon ist die D-EBVG. Von den 96 Flugzeugen wurden 50 in Spanien in Lizenz von CASA unter der Bezeichnung CASA C-223 Flamingo hergestellt.
Irgendwie muss man sie mögen: die filigrane Piper Cub. Bei der D-EMYL handelt es sich um eine Piper J3C-65 Cub, bzw. L-4H. So lautet die militärische Bezeichnung, mit der die Maschine in den 40er Jahren in den Dienst in der USAAF eintrat.
Die Bellanca Citabria 7GCBC ist ähnlich konfiguriert wie die Piper Cub, jedoch wesentlich stärker motorisiert. Sie wird von einem Lycoming O320 A1B mit 150 PS angetrieben. Die D-EGCH ist Baujahr 1974.
Die D-EHCO begann in den 50er Jahren ihre Karriere auch als Militärmaschine unter der Bezeichnung Piper L-18C. Das zivile Pendant dazu trägt die Bezeichnung Piper PA-18-95 Super Cub. Mit ihrer gelb-blauen Lackierung ist sie ein echter Hingucker und tolles Fotomotiv.
Etwas weniger filigran kommt die Cessna 206 Stationair daher, aber die D-EAHT ist nicht weniger auffällig wie beiden Piper.
Ein schönes Abschlussfoto eines schönen Tages. Diese kleine Reims-Cessna F150G, D-EGDE, setzt den Schlusspunkt dieser Rückschau auf den Sonntag in EDVA.
Auch wenn nicht alle angekündigten Teilnehmer den Weg nach Bad Gandersheim geschafft haben, war es nicht nur für die Piloten ein willkommener Anlass, sich zu auszutauschen, sondern auch für die Besucher und uns Fotografen ein interessanter Tag mit zwei liebenswerten Ikonen unserer Luftfahrtgeschichte.
Ein Dank gilt den Organisatoren und vielen Helfern, die dafür gesorgt haben, dass dieses Treffen stattfinden konnte, für das leibliche Wohl nichts zu wünschen übrigblieb und letztendlich der Wettergott am Sonntag doch noch schönes Flug- und Fotowetter vorbeischickte. Und der Dank gilt natürlich auch den Menschen, die mit ihrem Einsatz dafür sorgen, dass wir diese historischen Flugzeuge immer noch in ihrem Element erleben können.
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Sehr schöne Bilder Uwe, wie gewohnt und toller Bericht. Danke schön.
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