
In dem Anbau, der Hans-Werner-Grosse-Halle, wird die Geschichte des Segelflugs weitererzählt. In dem Zwischenbau befindet sich die Modellflugzeugausstellung. Im Keller kann man zu bestimmten Terminen die lebendige Werkstatt besuchen. Insgesamt werden im Segelflugzeugmuseum über 60 Segelflugzeuge ausgestellt. Das ist die weltgrößte Sammlung ihrer Art. Jedes der hier ausgestellten Flugzeuge ist absolut sehenswert.

Die Geschichte des Segelflugs beginnt natürlich bei dem Luftfahrtpionier Otto Lilienthal. Neben dem Normalsegelapparat wird hier auch ein Nachbau vom kleinen Doppeldecker gezeigt:

Im Jahre 1921 entdeckten Studenten aus Darmstadt, unter ihnen Hans Gutermuth, das für den Segelflug besonders geeignete Gelände an der Wasserkuppe. Mit der F.S.V. X wurden im Folgejahr hier die ersten Weltrekorde erflogen:

1920 fand der erste Rhönwettbewerb auf der Wasserkuppe statt. Der junge Willy Pelzner nahm mit seinem Hängegleiter teil und war sehr erfolgreich:

Ferdinand Schulz wurde dagegen zunächst nicht für die Wettbewerbe auf der Wasserkuppe zugelassen. 1924 entdeckte er jedoch die besondere Eignung der Dünen bei Rossitten in Ostpreußen für den Segelflug. Dort erzielte er mit seinem Segelflugzeug F.S.3 „Besenstiel“ einen beachtlichen Dauerflugrekord:

Ebenfalls im Jahr 1921 nahm Wolfgang Klemperer von der Flugwissenschaftlichen Vereinigung Aachen am Rhönflugwettbewerb teil. Mit seiner Blauen Maus flog er von der Wasserkuppe nach Gersfeld. Bei dem Nachbau wurde bewusst auf die Stoffbespannung verzichtet, damit der Blick auf die Konstruktion frei bleibt:

Auch die Akaflieg Hannover erschien auf der Wasserkuppe und brachte die Vampyr mit. Sie gilt als Vorbild aller modernen Segelflugzeuge:

Der Nachwuchs wurde auf Schulgleitern wie der „Hol’s der Teufel“ ausgebildet:

Wegen der Strebe vor dem Kopf des Flugschülers wurde die ESG 29 auch Schädelspalter genannt:

Die Raketen-Ente der Rhön-Rossitten-Gesellschaft hatte tatsächlich zwei Raketen als Startantrieb. Somit wurden 1928 mit diesem Flugzeug auf der Wasserkuppe die ersten Raketenflüge der Menschheit durchgeführt!

Diese Laubenthal H2 PL ist ein Nachbau eines Flugzeugs, mit dem Wolf Hirth 1931 u.a. über New York gesegelt ist. Musterle war der Kosename seiner Frau:

Der Rhönadler von Schleicher beherrschte als Leistungssegelflugzeug sechs Jahre lang die Flugwettbewerbe:

Der Erfolg des Rhönadlers führte zur Entwicklung des kleineren Rhönbussards:

Die Grunau Baby entwickelte sich zu einem der beliebtesten Übungssegelflugzeugen. Weit mehr als 5000 Exemplare wurden gebaut. Neben der Baby III und der Baby V, die nach dem zweiten Weltkrieg hergestellt worden sind, wird auch diese Grunau Baby IIa aus den Vorkriegsjahren gezeigt:

Hans Jacobs entwarf mit dem Rhönsperber 1934 ein sehr schönes Flugzeug mit Knickflügel:

Die doppelsitzige Kranich II ist eine Weiterentwicklung des Rhönsperbers:

Ebenfalls von Hans Jacobs ist die Reiher III:

Wolf Hirth konstruierte mit der Minimoa 1936 ein wunderschönes Segelflugzeug. Ihre Silhouette ist das Firmenlogo von der Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH:

Die Rheinland war Ende der dreißiger Jahre ein sehr fortschrittliches Flugzeug. Bei diesem Exponat handelt es sich um ein Originalflugzeug aus dem Jahre 1938!

Die Alleinflugausbildung erfolgte jedoch überwiegend mit der spartanischen SG 38:

Eigentlich sollte 1940 der Segelflug olympische Disziplin werden und die Olympia Meise das dazugehörige Einheitsflugzeug. Aber leider brach vorher der zweite Weltkrieg aus und so wurde daraus nichts mehr:

Nach der Wiederzulassung des Segelflugs im Jahre 1951 wurde bei der Firma Schleicher die Condor IV wurde gebaut:

Scheibe brachte den Bergfalken raus…

…als Vorlage diente das einsitzige Vorkriegsmodell:

Die Horten-Brüder waren für ihre Nurflügelflugzeuge bekannt. Walter Horten wollte die Tradition mit der H-33 fortsetzten. Sie war jedoch zu unhandlich und wurde nie in Serie produziert:

Bei der Doppelraab saß der Fluglehrer erhöht hinter dem Flugschüler und konnte diesem während der Ausbildungsflügen im wahrsten Sinne des Wortes über die Schulter schauen. Und im Notfall musste er auch über die Schulter greifen, denn hinten gab es keine Instrumente und kein Steuerknüppel!

Die L-Spatz 55 war eines der ersten Leistungssegelflugzeugen in den fünfziger Jahren und sie erfreute sich größter Beliebtheit:

Die Ka 6 ist wohl eines der besten Segelflugzeuge in reiner Holzbauweise. Wohl deshalb sind auch heute noch viele von ihnen im aktiven Gebrauch. Konstruiert wurde sie von Rudolf Kaiser und das hier ausgestellte Flugzeug war sein persönliches Flugzeug:

Die Bölkow fs-24 Phönix war dann das erste Segelflugzeug, das aus glasfaserverstärktem Kunststoff in Schalenbauweise und in Serie gefertigt worden ist. Das Kürzel fs verrät, dass dieses eine Konstruktion der Akaflieg Stuttgart ist:

Und mit diesem revolutionären Flugzeug beende ich meinen Bericht, obwohl es noch etliche Flugzeuge im Segelflugzeugmuseum gibt, die es verdient hätten, hier erwähnt zu werden. Aber das würde den Rahmen sprengen.
Darum mein Fazit: Das Segelflugzeugmuseum hat eine einzigartige und umfangreiche Sammlung zusammengestellt. Von daher sollte man bei einem Besuch schon etwas mehr Zeit einplanen!
Weitere Informationen gibt es auf der offiziellen Internetseite des Museums: www.segelflugmuseum.de