von Uwe Bethke
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Für Reinhard, der die Flying Legends so oft besucht hat und es sicher gerne noch lange Zeit getan hätte.
Ich denke oft zurück an meine erste Tour mit dir nach Duxford ...
Wer sie einmal gesehen hat, kann sich ihrer Faszination nicht mehr entziehen. So geht es vielen Besuchern der Flying Legends Airshow im englischen Duxford - auch mir.
Deshalb habe auch in diesem Jahr wieder die Kamera-Tasche und den Koffer gepackt und bin über den Ärmelkanal nach „Merry old England“ geflogen. Vieles ist mittlerweile vertraut, einiges immer wieder neu. Das betrifft nicht nur die Air-Show-Teilnehmer, sondern auch die Organisation. Zum ersten Mal fanden Taschenkontrollen beim Einlass auf das Gelände statt, was am ersten Tag zu langen Schlangen am Eingang führte. Auch waren auf dem Gelände Polizisten präsent, was man von früheren Veranstaltungen so nicht kannte. Leider zwingen die Vorkommnisse der letzten Jahre und insbesondere der letzten Monate zu solchen Maßnahmen. Doch sollte ein anderes Ereignis für eine gewisse Dramatik bei den diesjährigen Flying Legends sorgen. Dazu später mehr.
Das Wetter war wieder „typical british“: entgegen jeder Wettervorhersage! In diesem Fall aber zugunsten der Besucher. Kein Niederschlag und mehr Sonne als vorhergesagt, aber ansonsten sehr durchwachsen. Zwischen Hitzeflimmern am Samstag und Wolkenschatten am Sonntag sind doch ein paar (hoffentlich) ganz nette Bilder entstanden, die ein wenig von der besonderen Atmosphäre zeigen sollen. Wegen der Fülle der Bilder wird der Bericht auch in diesem Jahr wieder aus mehreren Teilen bestehen. Hier nun Teil I.
Bei den Air-Show-Teilnehmern fehlten in diesem Jahr einige „Stammgäste“, wie z. B. die ganzen Doppeldecker-Jagdflugzeuge aus den 30er Jahren (Gladiator, Nimrod, Demon, Hart) und die Grumman Avenger. Dafür gab es aber auch einige Debutanten bei den Flying Legends, die in meinen Augen echte Höhepunkte der diesjährigen Airshow waren. Lasst euch überraschen.
Auf diese Highlights werde ich etwas mehr eingehen, bei den anderen verweise ich auf die Flying-Legends-Berichte der letzen Jahre, deren Links ihr am Ende findet.
Das Fehlen einiger "Klassiker der Klassiker" wurde in diesem Jahr mehr als kompensiert: gleich vier zivile Rennmaschinen aus den Jahren 1929 bis 1947 gaben sich die Ehre: Percival Mew Gull, LeVier Cosmic Wind, de Havilland D.H. 88 Comet und Travel Air Type R “Mystery Ship”.
Bei der Travel Air Type R “Mystery Ship” handelt es um eine Replica. Original wurden 1929 zwei Maschinen unter strenger Geheimhaltung gebaut, was letztendlich auch zu ihrer Bezeichnung führte. Die beiden Maschinen unterschieden sich in ihrer Motorisierung und traten 1929 erfolgreich beim National Air Race in Cleveland an und brachen damit die Dominanz der Militärmaschinen, die die Siege in den vergangenen Jahren davon getragen haben. Im Gegensatz zum Original, dessen getunter Wright R-975 Whirlwind 9-Zylinder-Sternmotor von 300 PS auf satte 425 PS Leistung kam, wird die vorgeflogene Maschine wird von einem Lycoming R-680 mit 360 PS angetrieben.
Der Anlass für den Bau der de Havilland D.H. 88 Comet war das Victorian Centenary Air Race, von Mildenhall in England nach Melbourne, Australien im Jahr 1934. De Havilland bot an, für das Rennen ein entsprechendes Flugzeug zu bauen. Die Maschine war ganz aus Holz gefertigt und aerodynamisch sehr sauber entwickelt, so dass sie trotz ihrer eher schwachen Motorisierung von zwei de Havilland Gipsy Six Motoren mit jeweils 234 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 381 km/h erreichte.
Ihre Holzkonstruktion war Vorbild für die spätere legendäre D.H. 98 Mosquito aus gleichem Hause. Insgesamt wurden fünf D.H. 88 gebaut, drei nahmen an dem Rennen teil. Sieger des harten Rennens war die rote Comet G-ACSS „Grosvenor House“, die als erste Maschine am Ende des dritten Renntages nach 71 Stunden und ca. 18.200 Kilometern Melbourne erreichte.
Die Percival Mew Gull wurde 1933 das erste Mal gebaut und war von vorn herein als reines Rennflugzeug ausgelegt. Der Einsitzer wurde ganz aus Holz gefertigt und erreichte mit einem de Havilland Gipsy Six Reihenmotor mit 205 PS Leistung eine Geschwindigkeit von 425 km/h. Doch machte die Mew Gull nicht nur bei Air Races einen Namen, sondern auch der Langstrecke. Am 5. Februar 1939 startete Alex Henshaw mit der G-AEXF vom Gravesend Aerodrom in Großbritanien nach Cape Town in Südafrika. Er benötigte für die Strecke von 6.377 Meilen (10.260 Kilometer) insgesamt 39 Stunden und 25 Minuten. Er erreichte damit eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 209,44 mph (337 km/h). Am 9. Februar 1939 landete er wieder in England und benötigte für den Rückflug lediglich 11 Minuten länger im Vergleich zum Hinflug. Dieser Rekord hatte bis 2009 für diese Flugzeugklasse Gültigkeit.
Bei der vierten Rennmaschine handelt es sich um eine LeVier Cosmic Wind. Kurz nach dem Kriege als Rennmaschine konzipiert, konnte sie durch ihr Design überzeugen, aber leider nicht durch ihre Leistung. Der Continentel C85 lieferte 85 PS, die für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 mph (320 km/h)gut waren. Dies reichte in den USA nicht für siegreiche Rennen. Die in England registrierte G-ARUL gewann jedoch 1964 das King’s Cup Race, ein Überland-Rennen für Kleinflugzeuge, das in jenem Jahr über eine Distanz von 72 Meilen (ca. 115 Kilometer) ging. Die LeVier Cosmic erreichte dabei eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 185 mph (300 km/h).
Ihr Debut gaben auch die ebenso seltene wie schöne North American P51-B Mustang „Berlin Express“ und die North American P51-D Mustang „Frenesi“. Die „Berlin Express“ kam „airborne“ aus den USA über die Route, die vor über 70 Jahren viele Maschinen aus den USA während des Krieges nach Europa nahmen. Diese seltene B-Version der Mustang mit der sog. Malcom-Haube, wurde 1943 gebaut. In ihrer tollen Lackierung repräsentiert sie die Maschine des amerikanischen Flieger-Asses Bill Overstreet von der 357th Fighter Group, der 1944 nach einem Sieg im Luftkampf gegen eine Messerschmidt Me 109 mit dieser Maschine unter dem Eiffelturm in Paris durchgeflogen ist.
Die „Frenesi“ kam ebenfalls eigens für die Flying Legends Airshow nach Duxford, allerdings schon einige Wochen vorher per Schiff. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde sie über mehrere Jahre von Grund auf restauriert und erhob sich Anfang 2017 wieder in die Luft. Auch sie trägt eine Lackierung der 357th Fighter Group und repräsentiert die Maschine von Lt. Col. Thomas L. Hayes Jr. aus dem Jahr 1944.
Beide Maschinen sollten von den „Horsemen“ im spektakulärem Formationsflug geflogen werden und nach ihrem Gastauftritt wieder zurück in die USA gehen.
Diese wunderschöne weiße Catalina weckte bei mir Erinnerungen an meine Jugend. Ich war wohl zwölf, als ich mir vom lange gesparten Taschengeld den Airfix-Bausatz der Catalina in 1/72 kaufte und dieses gewaltige Modell zusammenbaute, genauso schneeweiß und genauso mit den amerikanischen Markierungen versehen. Dieses Flugzeug hat mich seit dem immer wieder fasziniert.
Die „Cat“ war zu Beginn des Krieges das Standard-Aufklärungsflugzeug der amerikanischen Marine und wurde später auch an andere Nationen geliefert. Ursprünglich war es ein reines Wasserflugzeug, bis spätere Varianten mit einem Einziehfahrwerk ausgerüstet wurden und die Maschinen flexibel als Amphibienflugzeug eingesetzt werden konnten.
Diese Catalina wurde 1943 gebaut und an die kanadischen Streitkräfte ausgeliefert, wo sie überwiegend zur Seeraumüberwachung eingesetzt wurde. Nach dem Krieg nahm sie noch verschiedene militärische und zivile Aufgaben war, u. a. als Transportflugzeug, Search & Rescue-Einsätze, Polarforschung und Löschflugzeug. Heute erscheint sie in den Farben der amerikanischen Marine des zweiten Weltkriegs und trägt den Namen "Miss Pick Up".
Diese Hawker Hurricane Mk I machte ihren zweiten Jungfernflug am 19. Juni 2017 und wurde in Duxford das erste Mal bei einer Airshow vorgeflogen. Während der Operation "Dynamo", der Evakuierung des britischen Expeditions-Korps bei Dünkirchen, wurde die DX-R am 31. Mai 1940 bei einem Luftkampf beschädigt. Ihrem Piloten gelang es, sie auf den Strand zu setzen und sich zu retten. Die Hurricane hatte in ihrer kurzen Dienstzeit bis dahin eine Gesamtflugzeit von 8 Stunden aufzuweisen. Da das Wrack nicht geborgen wurde, verschwand es nach und nach unter dem Sand im Gezeitenstrom. 1989 wurde es geborgen und Teile im örtlichen Museum ausgestellt, 1994 begannen dann die Restaurationsarbeiten. Die P2902 ist die 15. flugtüchtige Hawker Hurricane weltweit.
Diese Hawker Hurricane Mk. I wurde Mitte Juli 1940 an die 253 Sqn in Kirton in Lindsey ausgeliefert, in deren Farben sie heute zu sehen ist. Am 29. August 1940 verlegte die Einheit nach Kenley, am 30. August, auf dem Höhepunkt der Luftschlacht um England, wurde die Maschine nach dem Abschuss einer Messerschmitt Bf 110 schwer beschädigt. Nach ihrer Reparatur wurde an Russland geliefert. Nach vielen Jahren der Restaurierung gab sie nun in 2017 ihr Airshow-Debut.
Diese Sea Hurricane ist schon länger auf Airshows zu sehen. Im Jahr 1940 als Hurricane Mk. I in Kanada unter Lizenz gebaut, wurde sie anschließend nach England verschifft und dort Mitte 1941 zu einer Sea Hurricane Mk. Ib umgebaut. 1943 wurde sie zu Ausbildungszwecken an das Loughborough College überstellt. 1961 übernahm die Shuttleworth Collection die Maschine, die allerdings erst nach mehreren Restaurierungsversuchen 1995 wieder flugtüchtig war. Heute ist sie die einzige fliegende Sea Hurricane der Welt und trägt die Markierungen der 880 Royal Naval Air Squadron der Fleet Air Arm auf dem Flugzeugträger HMS Indomitable aus dem Jahr 1942. Gut zu erkennen, der Fanghaken unter dem Rumpf.
Eine alte Bekannte im neuen Kleid. Extra zur Airshow-Saison 2017 wurde diese in Duxford stationierte Hispano H.A. 1112 Bouchon neu lackiert (vorher als "Gelbe 10" unterwegs). Tarnschema und Kennzeichen orientieren sich an eine Messerschmidt Bf 109 E-7 des Jagdgeschwaders 27, das 1941 in Afrika eingesetzt wurde. Man beachte die Verwitterungsspuren, die künstlich aufgetragen wurden.
Kein Debutant, aber das erste Mal in Duxford gesehen: Stellvertretend für die neun Spitfires des Tages - Spitfire Mk IX RR232. 1944 gebaut und Ende 2012 wieder in der Luft. Sie trägt den Namen "City of Exeter".
Ein paar weitere Eindrücke von der Flight Line: Aus der Schweiz reiste die Classic Formation mit einer DC-3 und zwei Beech 18 an:
Stammgast in Duxford ist diese norwegische DC-3 / C-47.
In Duxford beheimatet, die Boeing B17 G Flying Fortress "Sally B" / "Memphis Belle"
The One and only: die einzige fliegende Bristol Blenheim der Welt.
Die Curtiss-Fighter auf einen Blick: Curtiss Modell 75 Hawk in der Exportversion der P-36 Hawk für die französische Luftwaffe, Curtiss P-36 Hawk in amerikanischer Vorkriegslackierung, Curtiss P-40 C Tomahawk und Curtiss P-40 F Warhawk
Die Curtiss P-36 Hawk nahm in diesem Jahr nicht an der Airshow teil, könnte aber am Boden bewundert werden.
Marvelous Spitfires ...
American Figthers Teil zwei: Einer der vielen Re-Enactors in amerikanischer Fliegeruniform vor den North American Mustangs.
Doch bevor die Airshow losgeht, gehört der Himmel über Duxford den Tigermoth's, Rapid Dragons und Texans
Den ganzen Vormittag führen sie ihre "Pleasure Flights" durch und drehen unermüdlich ihre Runden
Und auch wenn sie nicht zum offiziellen Airshow-Programm gehören ...
... kann man sich kaum ein schöneres Vorprogramm vorstellen.
It's simply wonderful ...
Mehr "bewegte" Flying Legends 2017 demnächst hier im Magazin ...
Hier geht es zu den anderen Teilen des Berichts:
- Meet the Flying Legends 2017 Part II
- Meet the Flying Legends 2017 Part III
Wer noch etwas in der Vergangenheit stöbern möchte:
Flying Legends 2016
Flying Legends 2014
Flying Legends 2013
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[Bericht] Meet the Flying Legends 2017 - Part I
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[Bericht] Meet the Flying Legends 2017 - Part I
Gruß Uwe
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Re: [Bericht] Meet the Flying Legends 2017 - Part I
Hallo Uwe! Wahnsinn was für eine Arbeit dahinter steckt. Ich wusste gar nicht, dass du dieses Jahr wieder hingeflogen bist! Respekt!
Bis denn der Swen
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Re: [Bericht] Meet the Flying Legends 2017 - Part I
Danke für dein Feedback, Swen.
Ich habe diesmal über 3.000 Fotos gesichtet, einige Hundert bearbeiten und - eigentlich die größte Herausforderung - habe jetzt die Qual der Wahl, welche davon letztendlich in den Bericht einfließen sollen (für "Nichtspotter" mag das ungewöhnlich klingen, die anderen wissen aber nur zu gut, wovon ich spreche ).
Zusammen mit dem Recherchieren von ein paar Infos zur Geschichte der Maschinen dauert es dann auch seine Zeit - wie man sieht .
Aber am Ende des Tages freue ich mich natürlich (und hoffe), dass ich damit auch einen Teil der (oder meiner) Faszination weitergeben kann, die von diesen lebendigen Zeitzeugen der Luftfahrt ausgeht.
"Keep them flying ...!"
Ich habe diesmal über 3.000 Fotos gesichtet, einige Hundert bearbeiten und - eigentlich die größte Herausforderung - habe jetzt die Qual der Wahl, welche davon letztendlich in den Bericht einfließen sollen (für "Nichtspotter" mag das ungewöhnlich klingen, die anderen wissen aber nur zu gut, wovon ich spreche ).
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Aber am Ende des Tages freue ich mich natürlich (und hoffe), dass ich damit auch einen Teil der (oder meiner) Faszination weitergeben kann, die von diesen lebendigen Zeitzeugen der Luftfahrt ausgeht.
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Gruß Uwe
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Re: [Bericht] Meet the Flying Legends 2017 - Part I
Wahnsinn, da hast du aber intensiv recherchiert. Und Fotos auswählen ist in der Tat der größte Aufwand am ganzen Fotografieren
Neidisch bin ich auf die Catalina, die würde ich gerne mal in Real sehen!
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Re: [Bericht] Meet the Flying Legends 2017 - Part I
Schöne Bilder, und danke für die Erläuterungen, dass macht Freude auf die weiteren Teile
Und die weißen Zäune hinter den Rennflugzeugen sind klasse, irgndwie so typisch britisch....
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Gruß
Frank
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Re: [Bericht] Meet the Flying Legends 2017 - Part I
Für die Catalina muss man aber nicht extra nach England reisen. Sie ist auch hin und wieder zu Gast in Deutschland. So war sie z.B. im letzten Jahr auf der ILA in Berlin zu sehen:
Oder im Jahr 2009 auf dem Flughafenfest in Bremen:
Horrido!
Heino
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