[Bericht] Sternmotoren-Treffen 2025 in Ballenstedt (EDCB)

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[Bericht] Sternmotoren-Treffen 2025 in Ballenstedt (EDCB)

Beitrag von Uwe » So 12. Okt 2025, 22:00

von Uwe Bethke
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Seit 2017 treffen sich die Freunde der Sternmotoren regelmäßig in Ballenstedt. So auch in diesem Jahr: vom 5. bis 7. September 2025 erwarteten die Ballenstedter ihre Gäste.
Das Sternmotoren-Treffen ist ein klassisches Fly-In, d. h., es ist keine Publikumsveranstaltung mit Grill- und Getränkeständen, Hüpfburgen oder einem fliegerischen Programm. Dafür gibt es in Ballenstedt den Flugtag jedes Jahr an Himmelfahrt. Es ist eher ein privates Treffen der Piloten, ihren Angehörigen und Freunden, bei dem man aber auch gegenüber "Zaungästen" aufgeschlossen ist. Die lockere Atmosphäre, die am Platz herrscht, ist für die Fotografen natürlich reizvoll, bietet sie doch gute Möglichkeiten für ein paar schöne Bilder.
In diesem Jahr war das Fly-In wieder stark von den Sternmotoren geprägt, deren Geschichte im früher sogenannten Ostblock begann. Neben den üblichen "Verdächtigen" aus dem Hause Yakovlev fanden aber noch weitere, interessante Flugzeuge den Weg nach Ballenstedt.

Fangen wir gleich mit diesem hier an. Die aus polnischer Produktion stammende PZL 106 Kruk (Rabe), D-FOAB, habe ich das erste Mal beim Ostblock-Fly-In in Bienenfarm 2021 gesehen, wo sie in einem starken Display vorgeführt wurde.
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Die Interflug, die staatliche Luftfahrtgesellschaft der DDR, setzte die ersten Maschinen dieses Typs ab 1979 als Agrarflugzeug ein. Sie löste sukzessive die Let Z-37-2 Čmelák (Hummel) ab. Die D-FOAB gehörte zum ersten Fertigungslos von insgesamt 105 eingeführten Maschinen und wurde im September 1979 als DM-TAB in der DDR registriert. Nach der Neuordnung der Luftfahrtkennzeichen der DDR, erhielt sie im September 1982 die entsprechende Registrierung DDR-TAB, die sie noch heute als Traditionskennzeichen führt. Sie ist die einzige in Deutschland zugelassene Kruk. Wir werden später mehr von ihr sehen.

Natürlich war auch die aus Polen stammende PZL-Mielec M-18B Dromader, SP-ZWS, vor Ort, die unter dem Rufnamen "Hexe 1" sechs Monate im Jahr als Löschflugzeug in Ballenstedt bereitsteht.
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Sie trug als einzige Maschine des Tages ihren Sternmotor "ganz offen".
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In der DDR kam dieser Flugzeugtyp ebenfalls als Agrarflugzeug zum Einsatz. Von 1985 bis 1990 wurden insgesamt 58 Maschinen von der Interflug beschafft. Lackiert waren sie ebenfalls ganz in Gelb, so wie die SP-ZWS, aber ohne schwarze Streifen auf den Tragflächenenden. Auf dem Seitenleitwerk fand sich entsprechend die Flagge der DDR als Hoheitskennzeichen und der rote Interflug-Schriftzug mit dem Logo.
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Aber nun zu den Yaks: Die Yakovlev Yak-50, D-EEJA, gehört zu den regelmäßigen Teilnehmern des Fly-Ins. Neben Hammer und Sichel, die auf den "Geburtsland" der Yak hinweisen, trägt sie noch ein kleines Wappen am Rumpf, das Rätsel aufgibt. Der Adler, der mit dem roten Blitz auf die britische Insel niederstößt, ist das Verbandswappen der deutschen Nachtjagdgeschwader (NJG) aus dem Zweiten Weltkrieg. Ob hier eine Verbindung zum Standort Rotenburg / Wümme besteht, auf dem 1945 kurzzeitig die I. Gruppe des NJG 2 Station machte?
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Viel Zeit zum Nachdenken gab es nicht, denn die Maschinen machten sich auf den Weg zu einem Ausflug in Richtung Köthen.
Für einige ging es aber erst einmal zur Tankstelle.
Yakovlev Yak-50, D-EEJA
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Die PZL 106 Kruk, D-FOAB, mit einem kräftigen Sound und einem freundlichen Lächeln.
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Ein paar Yakovlev Yak-52:
LY-AON, "Lucky Bee".
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LY-JAC
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Auf dem Weg zum Start:
Yakovlev Yak-52, LY-DAY
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Noch einmal die LY-AON. Sie trägt übrigens auch das Wappen des Nachtjagdgeschwaders auf dem Rumpf.
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In ganzer Schönheit: die LY-JAC.
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Dann ging's los:
Die rote LY-DAY zog einmal schön tief über die Bahn hinweg.
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Die LY-APW, auch eine alte Bekannte von vielen Veranstaltungen, zog einmal schön tief über die Köpfe hinweg.
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Die D-EEJA ließ noch "etwas Dampf" ab.
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Etwas ruhiger ließ es die Ballenstedter Antonov An-2, D-FWJE, angehen.
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1970 kam die heutige D-FWJE zur Gesellschaft für Sport und Technik (GST) und trug dort die Registrierung DM-WJE, bzw. später DDR-WJE. Sie stammt aus polnischer Produktion (An-2TD). Die Lackierung erinnert an ein Farbschema der GST, scheint jedoch etwas vereinfacht worden zu sein. Zumindest habe ich keine Bildbelege für diese Ausführung der Lackierung zu DDR-Zeiten gefunden.

Diese gelbe "Hummel" schloss sich dem Tross gleich direkt an, ohne Zwischenlandung, aber nicht ohne einmal kurz tief über die Bahn zu fegen. Die Let Z-37-2 Čmelák (Hummel), D-EOYZ, kommt aus Gardelegen, wo sie erst Ende August auf dem diesjährigen Flugplatzfest des Fliegerklubs Gardelegen ausgiebig in Aktion zu sehen war.
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Quasi aus heiterem Himmel tauchte dann noch diese Schönheit auf. Die Lockheed 12A Electra Junior, NC14999 (N14999), gehört auch zu den häufigen Besuchern der Sternmotoren-Treffen, ist aber immer wieder ein absolutes Highlight. Sie ging auch erst einmal direkt nach Köthen.
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Danach wurde es etwas ruhiger, aber nicht still.

Was hier so wie eine Scheibe SF 25 C "Falke" daherkommt, ist in Wirklichkeit eine von 29 gebauten Alpla AVo 68V Samburo. Die D-KCOL ist Baujahr 1978 und trägt die Werknummer 25.
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Eine weitere Yak-52 tauchte auf. Bei der LY-LSJ handelt es sich um die seltene Spornradversion Yakovlev Yak-52 TD (TD = Tail Dragger) und um eine schöne dazu, wie ich finde.
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Auch wenn dieser in Ballenstedt beheimatete Dreidecker nicht von einem Sternmotor angetrieben wird, das Original hätte sich auf jeden Fall einen Platz beim Sternmotor-Treffen verdient. Im Gegensatz zu der originalen Fokker Dr. I aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, die von einem Rotationsmotor angetrieben wurde, verrichtet bei dieser Replica ein Boxermotor seinen Dienst. Alex Stegner ist mit der D-EWWI, seinem Nachbau des legendären Dreideckers in den Farben des "roten Barons" Manfred von Richthofen, mittlerweile in der Republik bekannt wie ein bunter Hund. Auf vielen Veranstaltungen fliegt er diese Maschine wunderbar vor und begeistert die Zuschauer.
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An diesem Tag machte er sich auf den Weg zum Flugtag in Hattorf am Südrand des Harzes, ...
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... aber nicht, ohne seinen offensichtlichen Spaß mit diesem Flugzeug mit den Zuschauern am Boden zu teilen.
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Dann kam noch eine "richtige" Scheibe SF 25 C "Falke": die D-KNIN.
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Auch ein Gyrocopter zog seine Kreise: D-MBHW.
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Internationale Gäste aus der Schweiz beim Sternmotoren-Treffen? Nicht ganz - die Bristell 23, HB-KYW, machte nur einen Zwischenstopp auf der Reise vom Bodensee zur Ostsee, wie sich bei einem netten Plausch mit dem Piloten herausstellte.
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Dieses Flugzeugteil erregte eine gewisse Aufmerksamkeit. Die Wellblechkonstruktion wies es als eher altes Flugzeugfragment aus und konnte eigentlich nur aus dem Hause Junkers stammen. Tatsächlich handelt es sich um die Tragfläche einer Junkers Ju 52, die früher in der Schweiz geflogen ist. Eine Verbindung zu dem vor noch nicht allzu langer Zeit im Luftfahrtmuseum Wernigerode ausgestellten Rumpf einer ehemals in der Schweiz geflogenen Ju 52 drängt sich da förmlich auf.
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Weitere Gäste:
Platzer Kiebitz, D-MLBA, ...
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... und eine in Deutschland eher selten anzutreffende Suchoi Su-29, OK-JMP.
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Die SU-29 ist eine zweisitzige Weiterentwicklung der einsitzigen Suchoi SU-26 des sowjetischen, später russischen Herstellers. Ihren Erstflug hatte die SU-29 im August 1991. Die Verwendung von Magnesium und Titan für verschiedene Flugzeugteile, sowie der Einsatz von Kohlefaserverbundwerkstoffen für die Zelle in Verbindung mit einem 9-Zylinder-Sternmotor vom Typ Wedenejew M-14 PF mit einer Leistung von rund 400 PS machen aus ihr eine kompromisslose Ausbildungs- und Kunstflugmaschine. Das zugelassene Lastvielfache liegt zwischen +12g und -10g.
Der Dreiblatt-Propeller hat einen Durchmesser von 2,60m.
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Blick ins Cockpit. Die OK-JMP kommt aus Roitzschjora (EDAW).
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Mit solchen Leistungsparameter kann diese schöne Piel CP.301E Emeraude, D-EBYF, zwar nicht aufwarten, aber bei Liebhabern alter Flugzeuge lässt auch sie die Herzen höher schlagen. Die D-EBYF ist Baujahr 1961 und in Ballenstedt beheimatetet.
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Dann brummten in der Luft wieder die Sternmotoren. Die Ausflügler kehrten zum Platz zurück.
Die Agrarflieger D-FOAB und D-EOYZ in Formation.
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Die LY-APW beim Low-Pass ...
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... und auf dem Weg zum Abstellplatz, ...
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... ebenso wie die D-EOYZ ...
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... und die D-FWJE.
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Und auch die Lockheed 12A Electra Junior konnte nun in ihrer ganzen Schönheit bestaunt werden. Die Lockheed 12A ist die "kleine Schwester" der Lockheed Modell 10 und flog das erste Mal 1935. Die Lockheed Electra gehörte zusammen mit der Boeing 247 und Douglas DC-3 zu einer neuen, modernen Generation von Passagierflugzeugen, die die zivile Luftfahrt maßgeblich beeinflussten.
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Die NC14999 (N1499) ist Baujahr 1938 und aktuell in Belgien beheimatet.
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Gruppenbild mit Dame: Vier Agrarflieger (ja, die "Tante Anna" kam ebenfalls als Agrarflugzeug zum Einsatz, wenn auch nicht die Ballenstedter Maschine) schön nebeneinander aufgereiht.
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Und wenn man nun gedacht hat, man hat alle Sternmotoren des Tages gesehen, wurde man eines Besseren belehrt: Zwei Wilgas tauchten noch am Himmel auf.
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Die PZL-Mielec 104 Wilga (Pirol) war als Mehrzweckflugzeug konzipiert und in der DDR kam sie überwiegend bei der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) zum Einsatz. Von 1971 bis 1990 wurden in der DDR insgesamt 81 Maschinen dieses Typs betrieben. Damals wie heute sind die übriggebliebenen Exemplare beliebte Schleppflugzeuge für die Segelflieger.

PZL-Mielec 104 Wilga 35A, D-EWHL (ex DM-WHL).
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PZL-Mielec 104 Wilga 35A, D-EDDZ.
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Der dröhnende Sternmotor der Dromader kündigte den Abschluss meines Tages in Ballenstedt an: Die Kruk und die Dromader gingen noch einmal in die Luft.
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Während die D-FOAB ein schönes Display flog ...
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... demonstrierte die SP-ZWS zusätzlich noch einen Löschwasserabwurf. Sehr beeindruckend ...
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Das letzte Bild ist allerdings der "Belle de Jour" gewidmet, diesem wunderbar restaurierten Oldtimer aus der "goldenen Zeit der Luftfahrt".
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Es war ein recht entspannter, aber durchaus erfolgreicher Tag in Ballenstedt. Auch wenn viel Bekanntes zu sehen war, gibt es doch immer wieder die eine oder andere Überraschung. Der Dank gilt den Organisatoren und den fliegenden Besuchern, die uns in lockerer Atmosphäre immer wieder am Geschehen teilnehmen lassen.


Die bisherigen Berichte zu den Sternmotorentreffen

2022: Stern-Motor-Treffen Ballenstedt 2022 (alphacentauri434 / 02.08.2020)

2020: 4. Stern-Motor-Treffen Ballenstedt 2020 (alphacentauri434 / 02.08.2020)

2020: 4. Stern-Motor-Treffen Ballenstedt 2020 (Teil 2) (alphacentauri434 / 02.08.2020)

2019: 3. Stern-Motor-Treffen Ballenstedt (Heino / 01.09.2019)

2018: 2. Stern-Motor-Treffen in Ballenstedt (Heino / 28.08.2018)

2017: 1. Stern-Motor-Treffen in Ballenstedt (Uwe / 28.08.2017)


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Re: [Bericht] Sternmotoren-Treffen 2025 in Ballenstedt (EDCB)

Beitrag von Swen » Mo 13. Okt 2025, 13:09

Der Bericht sucht wieder sondergleichen. Danke für die viele Arbeit und deinen Einsatz.
Bis denn der Swen

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Re: [Bericht] Sternmotoren-Treffen 2025 in Ballenstedt (EDCB)

Beitrag von Uwe » Mo 13. Okt 2025, 13:30

Danke Swen! :good:
Ist für mich auch immer wieder spannend, wenn man mal ein bisschen recherchiert.
Und ... ich habe noch Berichte für dieses Jahr in der Pipeline. :grin:
Gruß Uwe :hi:


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