[Bericht] De Havilland Aircraft Museum – Salisbury Hall (UK)
Verfasst: Di 27. Sep 2016, 09:59
Nördlich von London, in der Nähe der kleinen Stadt Hatfield, liegt ein wenig versteckt ein kleines, aber feines Luftfahrtmuseum: das de Havilland Aircraft Museum. Nach eigenen Angaben war es das erste Luftfahrtmuseum in Britannien.
Das Gelände sieht sehr unscheinbar aus und die Exponate im Außenbereich haben auch schon bessere Zeiten gesehen, aber man darf sich nicht täuschen lassen: das Museum birgt ein paar wahre Schätze.
Sir Geoffrey de Havilland (1882 – 1965) war einer der bedeutendsten britischen Luftfahrtpioniere und Flugzeugkonstrukteure. Bevor er 1920 die de Havilland Aircraft Company gründete, entwickelte er bereits für die Royal Aircraft Factory die berühmte F.B. 2 und für Airco nach 1914 die nicht minder bekannten D.H. 2 und D.H. 4. Weitere Meilensteine waren u. a. die D. H. 82 Tiger Moth, das Rekord-Flugzeug D. H. 88 Comet, die D. H. 98 Mosquito und das erste in Serie gebaute Passagier-Strahlflugzeug der Welt, die D. H. 106 Comet. Neben den Flugzeugen entwickelte de Havilland auch Flugmotoren (Gipsy) und Strahltriebwerke (Gobelin, Ghost).
Der Besuch des Museums erfolgte im Rahmen einer mehrtägigen Reise zu den Flying Legends in Duxford. Er beschränkte sich allerdings auf eine gute Stunde, leider viel zu kurz, um alle Exponate gebührend zu würdigen. Deshalb hier nur ein paar Streiflichter vom Besuch. Das absolute Highlight der Ausstellung sind drei wunderbar restaurierte Mosquitos, darunter der Prototyp des legendären „Wodden Wonder“ (hölzernes Wunder).
Die Verwendung von Holz für den Rumpf und die Tragflächen und dem damit verbundenen Gewichtsvorteil sowie der Einsatz von zwei starken Merlin-Motoren machten zusammen mit der aerodynamisch sauberen Form aus der Mosquito ein sehr schnelles Flugzeug. Außerdem wurde sie dadurch auch sehr variabel einsetzbar. Aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit flog sie in ihren verschieden Rollen ohne Abwehrbewaffnung, was sich ebenfalls auf Zuladung und Geschwindigkeit positiv auswirkte. Der Prototyp der Mosquito absolvierte seinen Erstflug am 25.11.1940.
Sie wurde im 2. Weltkrieg als Aufklärer, leichter Bomber, Jagdbomber, Langstreckenjäger und Nachtjäger eingesetzt. Sie hatte in der Rolle als sog. Pathfinder und Masterbomber (Zielmarkierer) auch entscheidenden Anteil an den verheerenden nächtlichen Bombenangriffen der Royal Air Force (RAF) gegen die deutschen Städte.
Bei den beiden anderen Maschinen handelt es sich einmal um eine FB Mk. VI, eine Jagdbomber-Version (FB=Fighter-Bomber). Diese Version war mit vier Maschinengewehren vom Kaliber 0.303 in der Nase und vier 20mm-Kanonen im Rumpfbug ausgestattet. Daneben konnte sie auch noch Bomben laden. Diese Maschine war bis 1950 in Celle stationiert
Bei der anderen Maschine handelt es sich um eine B.Mk. 35, die letzte Bomberversion der Mosquito. Diese Maschine kam im Krieg nicht mehr zum Einsatz.
Der Mosquito-Prototyp
Wie bei allen britischen Prototypen war die Unterseite gelb lackiert
Meet the Mosquitos: Im Hintergrund links die B.Mk. 35, rechts die FB Mk. VI, im Vordergrund die hintere Rumpssektion des Prototypen mit dem gelben "P" im gelben Kreis
B.Mk. 35
FB Mk. VI
Blick auf die vier MG Kaliber 0.303 in der Nase und die Mündungsöffnungen der vier 20mm-Kanonen
Rolls Royce Merlin 113, 1.690 PS (B.Mk.35)
Rolls Royce Merlin 21, 1.460 PS (FB Mk. VI)
Rolls Royce Merlin 21, 1.460 PS (FB Mk. VI)
"golden exhaust pipes"
Ein Blick auf die Außenanlagen. Leider verwittern die Exponate langsam aber sicher auf dem Gelände. Exemplarisch mal ein paar Bilder:
D.H. 108 Dove
Rumpfsektion einer D.H. 121 Trident
D.H. 110 Sea Vixen FAW.2
D.H. 106 Comet 4
In einem Zelt sind ein paar weitere Maschinen ausgestellt.
v. l. n. r.: D.H. 100 Vampire, DHC 1 Chipmunk, D.H. 82a Tiger Moth, de Havilland Cierva C.24 Autogiro, D.H. 87b Hornet Moth, D.H. 88 Comet (Replica)
de Havilland Ghost Strahltriebwerk
Zum Abschluss noch ein paar „Uhrenläden“.
D.H. 112 Sea Venom FAW.22
D.H. 112 Sea Venom FAW.22
Airspeed Horsa Lastensegler
D.H. 88 Comet Racer
D.H. 100 Vampire
D.H. 100 Vampire
D.H. 106 Comet 4. Die Maschinen wurden noch mit vier Mann im Cockpit geflogen. Neben Pilot und Co-Pilot fanden noch ein Bordingenieur und ein Funker/Navigator Platz in der vorderen Kabine.
D.H. 106 Comet 4
Alles in allem ist dies ein sehr interessantes Museum, das das Lebenswerk des britischen Flugpioniers de Havilland mit seinen für die Luftfahrtgeschichte bedeutenden Entwicklungen sehr umfänglich durch seine Exponate dokumentiert.
Weitere Informationen zur de Havilland D.H. 98 Mosquito:
Wikipedia
Klassiker der Luftfahrt