ich hat geschrieben:
...infomäßig einen bfler in den turm gesetzt und der hat die flieger bei 800fuß (geschlossene bewölkung) nach sicht durch die wolken fliegen lassen...
Nach Sicht kann man nicht durch die Wolken fliegen. Da aber keine CTR aktiv war, waren nur die Sichtflugmindestbedingungen für Luftraum Golf zu beachten: Frei von Wolken (kein vorgeschriebener Mindestabstand), dauernde Erdsicht und Flugsicht mindestens 1,5km. Da sind VFR-Flüge auch bei ziemlich miesem Wetter noch legal möglich, wenn auch vielleicht nicht vernünftig. Die Mindesthöhe für Überlandflüge von 2.000ft braucht übrigens nicht beachtet werden, wenn es aufgrund der Wettersituation nicht möglich ist.
ich hat geschrieben:
der flughafen setzt die luftaufsichtsleute als streikbrecher ein.
der platz wird als unkontrollierter flughafen ohne kontrollzone betrieben, jeder pilot ist für die staffelung selber verantwortlich. von info erhält er wind, luftdruck und landerichtung, das wars!
der platz hat somit max. das niveau von peine oder salzgitter.
Das ist völlig normal für Braunschweig! Im Sommerhalbjahr ist die CTR am Wochenende normalerweise außer Betrieb - siehe Luftfahrthandbuch AIP. Die Menschen auf dem Turm sind luftrechtlich gesehen dann BFLer, auch wenn es die gleichen sind, die unter der Woche als Towerlotsen arbeiten. Sie sind insbesondere nicht berechtigt, Freigaben zu erteilen! Sie haben lediglich die Aufgabe, Informationen an die Luftfahrer weiterzugeben und im Auftrag des Flugplatzunternehmers den Verkehr am Boden zu regeln.
Daß aber die Towerlotsen auch am Wochenende dort sitzen, hat den Zweck, daß die CTR jederzeit kurzfristig aktiviert werden kann, wenn IFR An-/Abflüge stattfinden. Es hat allerdings auch manches Mal zu Mißverständnissen geführt, da eben nicht immer sauber formuliert wurde und der Info-Status nicht deutlich rüberkam. So hieß es manchmal einfach "Piste 26, Sie können starten" (Info) statt "Piste 26, Start frei" (Turm). Üblich wäre für Info: "Start nach eigenem Ermessen". Das hat sich in den letzten zwei Jahren aber deutlich verbessert.
Im Winterhalbjahr ist die CTR während der Öffnungszeiten immer aktiv.
BSer hat geschrieben:
Allerdings wird ja für den IFR Verkehr die Staffelung von Bremen Radar gemacht, bis die Piloten den Platz sehen. Das ist soweit unkritisch, da ja auch die kleinen VFR GA-Kisten zumindest einen Punkt auf dem Radar hinterlassen (falls Transponder an Bord und eingeschaltet). Klar dass bei der Schließung des BWE dann nicht noch die Flugschulen Platzdrunden am BWE drehen. Somit sind die Piloten nur "auf den letzten Metern" auf die Info angewiesen. Geht also grad noch, auch wenn's nicht schön ist.
Es gibt keine Staffelung IFR zu VFR, weder in der CTR Braunschweig, noch im umgebenden Luftraum Echo. Das heißt, bei Sichtflugbedingungen müssen die IFR-Piloten den Luftraum beobachten und sich alle, egal ob VFR oder IFR, eigenverantwortlich gemäß den Ausweichregeln aus dem Weg gehen. Das bedeutet beispielsweise, daß der IFR-Flieger, der schon eine Freigabe für das ILS 26 in Braunschweig hat, einem von rechts kommenden anderen Flieger ausweichen muß. Wenn es die Arbeitsbelastung des Lotsen zulässt, erteilt er aber Verkehrsinformationen.
In Deutschland gibt es im Luftraum Golf keinen IFR-Verkehr, ohne Ausnahme. Bei "Info" ist also in Braunschweig kein IFR An-/Abflug möglich. Der anfliegende IFR-Verkehr muß rechtzeitig seinen IFR-Flugplan canceln und die letzen Meilen VFR zurücklegen. Das gleiche gilt für den Start: Es gibt einen sogenannten Y-Flugplan (Flugregelwechsel von VFR nach IFR während des Fluges), bei dem der Pilot VFR in Braunschweig startet und dann, sobald er die für Radarführung erforderliche Mindestflughöhe erreicht, Bremen ruft und nach IFR wechselt. Diese Art Freigaben hört man recht häufig in Braunschweig ("IFR starts when passing 5000 feet, contact Bremen Radar 1xx,xx after departure...").
Swen hat geschrieben:
Den VFR/IFR Mischmasch ist irgendwie sowie so komisch in Braunschweig. Das muss man mal auch dazu sagen. Sonntags bekommen Flieger IFR obwohl Braunschweig Info aktiv ist... Hat sich eigentlich am Luftrecht was geändert? Steig da nicht mehr durch. Da bitte ich mal um Aufklärung. Früher war mal IFR, IFR. Heute gehen die Maschinen VFR raus und gehen dann als IFR und andersherum... VFR zum Platz ok, machen die ja auch mit großen Kisten. Aber VFR weg mit IFR Freigabe? Bekomme ich da was falsch mit?
Hallo Swen! Nein, da hat sich nichts geändert. IFR ist bei nicht aktiver CTR definitiv nicht möglich. Dazu bräuchte Braunschweig einen Fox-Luftraum, dann könnte man da etwas machen. Haben wir aber nicht. Die verwunderlichen Freigaben, die du mitbekommst, sind tatsächlich IFR-Freigaben von Bremen. Diese landen per Telefon in Braunschweig und werden von den BFLern netterweise weitergereicht. Diese IFR-Freigaben beginnen aber erst ab einer bestimmten Höhe... siehe oben. Daß die Flieger danach auf die Bahn rollen und starten, liegt daran, daß sie für den Start von einem unkontrollierten Platz keine Freigabe brauchen - das geht nach eigenem Ermessen.
Es handelt sich nicht um eine Startfreigabe nach IFR, sondern um eine Freigabe, in Kürze in einiger Entfernung von Braunschweig und einer bestimmten Flughöhe das IFR-Streckensystem zu "betreten".
Alles klar? Sonst fragen...
Zum Thema: Ich finde den Artikel in der Braunschweiger Zeitung völlig neutral. Es werden eben die Forderungen der Gewerkschaft aufgezählt und dann die Reaktion der Flughafengesellschaft darauf, die diese Kosten ja immerhin aufbringen muß.
Im übrigen finde ich die Forderungen der Towerlotsen unverschämt. 39 Stunden die Woche ist doch nun wirklich keine Belastung, das macht jeder andere Arbeitnehmer auch. 31 Stunden wären dagegen paradiesische Zustände, und dann noch für 35% mehr Geld nebst mehrwöchiger Kuren alle 5 Jahre und einer kostenlosen BU-Versicherung?! Zehn Jahre früher in Rente als "Normalsterbliche"? Da hat wohl jemand die Bodenhaftung verloren... Im übrigen ist in Braunschweig für die zwei Lotsen nun wirklich nicht viel zu tun. Man darf ja nicht von den zwei Stunden am Tag ausgehen, in denen mal vier bis fünf Flieger hintereinander an- und abfliegen. Die meiste Zeit des Tages ist ehrlich gesagt Däumchendrehen und Kaffee trinken angesagt. Denkt mal an die vielen trüben Wintertage, die uns jetzt wieder bevorstehen, wo den ganzen Tag lang quasi gar nichts passiert. Bei den Zahlen über die Flugbewegungen sind ja auch die Segelflieger mit drin, mit denen der Turm gar nichts zu tun hat. Und die machen einen nicht unerheblichen Teil der Flugbewegungen aus, genau wie die vielen Platzrundenflüge, die andernorts von
ganz anders bezahlten BFLern problemlos betreut werden.
Ich möchte die Jungs da nicht diskreditieren, die machen einen wichtigen Job, aber dafür haben sie auch viel bessere Arbeitsverträge als die meisten anderen Arbeitnehmer in Braunschweig - heute schon. Man muß es ja nicht übertreiben. Die geforderten Arbeitsbedingungen mögen für die hochbelasteten Frankfurter Lotsen angemessen sein, aber ganz sicher nicht für EDVE.