[Bericht] Oldtimer der Lüfte in Hildesheim - Mai 2023

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[Bericht] Oldtimer der Lüfte in Hildesheim - Mai 2023

Beitrag von Uwe » Do 6. Jul 2023, 20:27

von Uwe Bethke
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Die Aviators Farm in Hildesheim bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen rund um das Thema zivile Luftfahrt. Unverkennbar ist allerdings die Passion des Betreibers der Aviators Farm, Thomas Schüttoff, für historischen Flugzeuge im Allgemeinen und für Spornradflieger im Besonderen. So verwundert es nicht, dass die Aviators Farm immer wieder Treffpunkt für Freunde und Liebhaber dieser Oldtimer der Lüfte ist.

So wie auch Ende Mai, als einige von ihnen mit ihren fliegenden Schätzen dort vorbeischauten. Und wenn die Bilder auch schon ein paar Tage alt sind, ihre Motive sind einfach zeitlos, zeitlos schön.

Der Klassiker schlechthin: die Boeing Stearman. Die N9051N ist in Hildesheim stationiert.
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Weitere Stearmans gesellten sich dazu. Die bekannten Maschinen der Stearman Crew
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N60HW
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D-EMDV
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Schön und selten: eine Monocoupe 90A. Der Entwurf geht auf das Jahr 1927 zurück, als die von Don A. Luscombe entwickelte Monocoupe Modell 5 ihren Erstflug absolvierte. Das Modell 90A, einer vergrößerte und vor allem mit einem 90 PS leistenden Sternmotor vom Typ Lambert R-266 stärker motorisierte Version, kam 1930 auf den Markt. Insgesamt wurden über alle Versionen 324 Maschinen gebaut. Die G-AFEL ist Baujahr 1939.
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1933 verließ Don A. Luscombe die Firma Monocoupe und gründete sein eigenes Unternehmen. 1938 flog die erste Luscombe 8, die ihre Verwandschaft zur Monocoupe 90 nicht ganz verleugnen konnte. Zwischen 1938 und 1949 wurden über alle Versionen etwas mehr als 2.200 dieser Maschinen dieses erfolgreichen Models gebaut. Die in der Region beheimatete D-EKUH kam aus der Schweiz nach Deutschland und ist Baujahr 1948.
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Beeindruckend: 300 PS leistet der Sternmotor vom Typ Jacobs R755-A2, der die Cessna 195 antreibt. Zwischen 1945 und 1954 wurden 1.180 Maschinen produziert. Die im edlen, polierten Metall-Finish aufrollende N1569D ist Baujahr 1952.
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Vor dem Hangar der Aviators Farm waren bereits weitere Maschinen gerollt worden. Die größte von ihnen war diese Beech E18S, D-IROM, die sich an eine Lackierung der amerikanischen Navy anlehnt.
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Mitte der 1930er Jahre begann die Entwicklung des zweimotorigen Tiefdeckers Beech Model 18, der im Januar 1937 seinen Erstflug machte. Konzipiert wurde die Beech 18 als Passagier-/Geschäftsreiseflugzeug für 6 -11 Passagiere, bzw. als Transportflugzeug.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs entstanden unter der Bezeichnung AT-7 Navigator und SNB-1 Kansan für die US-Armee, bzw. für die US-Marine, Schulungsflugzeuge für die Ausbildung von Piloten, Bombenschützen und Navigatoren. Später kam noch die Transporterversion C-45 Expediter dazu, sowie die Weiterentwicklungen AT-11 und SNB-2. Das Modell E18S kam 1955 auf den Markt und zeichnete sich u. a. durch überarbeitete Tragflächen und eine etwas höhere Kabine aus.

Am Ende wurden von 1937 bis 1969 mehr als 9.000 Maschinen (davon ca. 1.800 nach 1945) in mehr als 30 Versionen gebaut. Damit war die Beech Model 18 zum Zeitpunkt der letzten Auslieferung das wohl am längsten ununterbrochen produzierte Flugzeugmodell weltweit.

Die D-IROM ist Baujahr 1957 und flog bis 1997 in den USA. Dann flog sie als HB-GJG in der Schweiz bevor sie 2003 nach Deutschland kam.
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Die schönste auf dem Vorfeld - und hier mögen mir die Besitzer der anderen Maschinen verzeihen - war für mich diese Beech D17S Staggerwing. Sie besticht nicht nur durch ihre elegante, klassische Linienführung, sondern auch durch die außergewöhnlich edel wirkende Lackierung.
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Die erste Beech Model 17 flog bereits 1932 und war für damalige Verhältnisse eine sehr fortschrittliche Konstruktion mit ihrer geschlossenen Kabine und dem späteren Einziehfahrwerk. Ihre aerodynamisch ausgezeichnete Form und die starke Motorisierung (bis 450 PS, mechanisch aufgeladener Pratt & Whitney-Sternmotor Wasp Junior) machten sie neben dem Einziehfahrwerk zu einem sehr schnellen Flugzeug, mit dem kein anderes dieser Klasse mithalten konnte.
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Die Ausstattung und Einrichtung der Maschine richtete sich nach den individuellen Kundenwünschen, der Bau erfolgte in Handarbeit, was die Exklusivität dieser Flugzeuge noch unterstrich. Der häufige Einsatz für Geschäftsreisen von Unternehmen in den USA machten die Staggerwings zu den ersten "Business-Fliegern" der noch jungen Zivilluftfahrt.
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Im Zweiten Weltkrieg wurde die Staggerwing auch militärisch von der US Army, der US Navy und der britischen Royal Air Force (unter der Bezeichnung "Traveler") genutzt. Von 1932 bis 1948 wurden insgesamt 781 Staggerwing in über 20 zivilen und militärischen Versionen gebaut.

Die F-GUZZ begann ihre Karriere 1943 in der US Navy als Beech GB-2, der militärischen Transportversion der Beech 17. Bis 1993 flog sie mit ziviler Registrierung in den USA und Südamerika, dann wurde sie in England als G-BUXU registriert. Im Jahr 2004 erhielt sie ihre heutige, französische Kennung F-GUZZ.
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Man kann sie sicher auch zu den bemerkenswerten Raritäten in Europa zählen. Nur eine Handvoll Stinson L-5 Sentinel fliegen hier und eine ganz besonders authentisch restaurierte findet sich in unserer Regio: die "Little Five", N2581B.
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Die Stinson L-5 wurde Anfang der 40er Jahre als leichtes, zweisitziges militärisches Verbindungs- und Aufklärungsflugzeug in den USA gebaut. Zwischen 1942 und 1945 verließen ca. 3.600 L-5 die Werkhallen in Wayne, Michigan. Zum Einsatz kam sie während des Zweiten Weltkriegs bei der USAAF, der US-Navy, den US-Marines und der britischen Royal Air Force (RAF). Ihr luftgekühlter Sechs-Zylinder-Motor vom Typ Lycoming O-435 mit 185/190 PS verhalf ihr zu sehr guten Flugleistungen in ihrer Klasse. So erreichte sie z. B. eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 200 km/h.
Die "Little Five" wurde im August 1945 als Stinson OY-2 (Beobachtungsflugzeug) ausgeliefert, was der Version L-5G der USAAF entsprach. Unter der Typenbezeichnung L-5G erhielt sie 1961 ein amerikanisches Lufttüchtigkeitszeugnis und die zivile Registrierung N2581B. Anfang der 90er Jahre kam sie zur berühmten Commemorative Air Force (CAF) in den USA, wo sie an verschiedenen Standorten (Wings) geflogen wurde. Nachdem sie in einem Container ihren Weg nach Deutschland gefunden hat, wurde sie ab Anfang 2019 in knapp drei Jahren restauriert.
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Heute präsentiert sie sich in einer Lackierung einer Einheit des Air Rescue Service (ARS), der 1946 als Teil des Military Air Transport Service (MATS) innerhalb der neuen US Air Force gegründet wurde. Die Hauptaufgabe lag in der Bergung von Personen aus unwegsamem Gelände oder hinter feindlichen Linien, wo es nur wenig Platz für Starts und Landungen gab, sowie im Transport von Verwundeten. In dieser Rolle wurden die L-5 noch bis 1953 im Korea-Krieg eingesetzt, danach setzten sich die Hubschrauber endgültig für diese Art von Missionen durch.
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In die Abteilung "Selten" gehört auch diese Spartan 7W Executive, die aber erfreulicherweise häufig auf Luftfahrt-Events in der Region anzutreffen ist.
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Von der Executive wurden zwischen 1936 und 1940 insgesamt nur 36 Maschinen gebaut. Die NC17613 ist Baujahr 1937 und war die zwölfte Maschine, die produziert wurde.
Bis zum Bau der Executive verließen eher kleine, konventionelle Flugzeuge die Werkhallen von Spartan. Mit der Executive wagte das Unternehmen den Sprung in die Klasse der modernen, einmotorigen, exklusiven Geschäftsreiseflugzeuge, zu der z. B. auch die Beech 17 Staggerwing gehörte. In Ganzmetallbauweise ausgeführt, stark motorisiert, mit Einziehfahrwerk ausgestattet und luxuriös eingerichtet, sollte sie die Geschäftsleute großer Unternehmen ansprechen. Zu den prominenten Eignern einer Spartan 7W Executive gehörte z. B. der amerikanische Milliardär Howard Hughes.
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Der luftgekühlte 9-Zylinder-Sternmotor vom Typ Pratt & Whitney R-985-AN3 leistet 450 PS und verhilft der Maschine zu einer Höchstgeschwindigkeit von ca. 410 km/h, die Reisegeschwindigkeit liegt bei ca. 350 km/h.
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Wesentlich häufiger wurde die Cessna 170 gebaut. Zwischen 1948 und 1956 verließen über 5.100 Maschinen die Werkhallen. Bei der D-EATA handelt es sich um eine Cessna 170A, Baujahr 1949.
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Eines der wenigen Flugzeuge mit Bugrad an diesem Tag, die Navion Rangemaster N10WD. Der Ursprung der Navion Rangemaster geht auf das Ende des Zweiten Weltkriegs zurück. North American entwickelte die Navion, die ab 1948 von Ryan vertrieben wurde und später auf die Firma TUSCO überging. Die Navion Rangemaster G kam 1960 auf den Markt, die N10WD ist Baujahr 1964.
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Hier entsteht etwas Neues. Die Dornier Do 27, D-EOZY, wird in Hildesheim überarbeitet. Der alte Lack, der vorne noch zu sehen ist, kommt runter. Hinten ist ein schönes, poliertes Metall-Finish zu erkennen.
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Sie hat ihren neuen Lack schon länger: die D-EFOB aus Bad Gandersheim in ihrer Lackierung aus der Zeit, als sie bei den Heersfliegern im Einsatz war.
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Ohne Ecken und Kanten – auch was die Lackierung angeht: Die Aero 145 D-GABO präsentiert sich sehr puristisch. 1947 hatte die erste Aero 45 des tschechoslowakischen Herstellers ihren Erstflug. Ab 1959 wurde die stärker motorisierte Aero 145 gebaut, die allerdings von der Firma Let produziert wurde. Die D-GABO ist Baujahr 1959.
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Zum Schluss noch ein paar Impressionen des Tages, …
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… bevor die Gäste wieder aufbrachen.
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Besser als ein Schlußwort: "Thumb Up" für einen schönen Tag in Hildesheim!



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Re: [Bericht] Oldtimer der Lüfte in Hildesheim - Mai 2023

Beitrag von Swen » Do 6. Jul 2023, 21:19

Sehr schön! Tolle Bilder und ich mag die alten Flieger ja sehr!
Bis denn der Swen

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Re: [Bericht] Oldtimer der Lüfte in Hildesheim - Mai 2023

Beitrag von Uwe » Do 6. Jul 2023, 21:29

Ich auch ... ;)
Gruß Uwe :hi:


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Re: [Bericht] Oldtimer der Lüfte in Hildesheim - Mai 2023

Beitrag von BSer » Do 6. Jul 2023, 21:36

Die Spartan und Beech Modell 17, so schön und zeitlos elegant :herz: Ich mach mir ja nicht viel aus Oldies, aber da guck ich gerne dreimal hin.
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