[Bericht] 70 Jahre Luftbrücke – Die Rückkehr der Rosinenbomber (Lange Ladezeit!)

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Heino
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[Bericht] 70 Jahre Luftbrücke – Die Rückkehr der Rosinenbomber (Lange Ladezeit!)

Beitrag von Heino » Do 20. Jun 2019, 22:22

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Einleitung

Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland schränkte seit Anfang des Jahres 1948 den Güter- und Personenverkehr von den Westzonen in die Westsektoren Berlins ein. Am 20.06.1948 wurde die Währungsreform in den drei deutschen Westzonen durchgeführt. In dieser wurde die Reichsmark durch die Deutsche Mark als Zahlungsmittel abgelöst. Dieses nahm die sowjetische Besatzung dann zum Anlass und führte eine vollständige Blockade auf den Land-, Schienen- und Wasserwegen ein.
Der amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay setzte sich in den nächsten Tagen für die Versorgung von West-Berlin über den Luftweg ein. Die sogenannte Luftbrücke war entstanden! Am 26.06.1948 flogen die ersten Maschinen über die drei Luftkorridore, die den westlichen Besatzungszonen und Berlin im Jahre 1945 schriftlich zugesichert worden waren. Der Nordkorridor führte von Hamburg nach Berlin. Der Westkorridor verfügte über die Flugplätze Bückeburg, Celle-Wietzenbruch und Faßberg. Und der südliche Korridor wurde von Frankfurt (Rhein-Main Airbase), Wiesbaden (Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim) aus bedient.
Zu Beginn der Luftbrücke wurde die zweimotorige Douglas C-47 bzw. das ziviles Gegenstück, die Douglas DC-3, eingesetzt. Offiziell trugen diese Flugzeuge die Bezeichnung Skytrain oder Dakota. Doch in der Bevölkerung setzte sich der Begriff Rosinenbomber durch. Diese Flugzeuge hatten eine Transportkapazität von maximal drei Tonnen. Dieses erwies sich schnell als zu gering, sodass die Maschinen durch größere und viermotorige Maschinen ersetzt wurden. Dennoch gilt der Rosinenbomber als Synonym der Luftbrücke!
Zum 12.05.1949 wurde die Blockade durch die Sowjetunion wieder aufgehoben und die Luftbrücke am 30.09.1949 offiziell eingestellt. Und genau dieses ist der Anlass, warum zahlreiche Mannschaften mit ihren Flugzeuge vom Typ Douglas C-47 / DC-3 aus der ganzen Welt nach Deutschland geflogen sind, um eben das 70jährige Jubiläum der Luftbrücke zu feiern!

13.06.2019 Spotterday in Faßberg

Die Bundeswehr hatte am 13.06.2019 zu einem Spotterday eingeladen. Die Teilnehmerzahl war auf 500 Personen begrenzt. Durch ein Unwetter am Mittwoch hingen die Flugzeuge jedoch in Erbenheim bei Wiesbaden fest und konnten nicht wie geplant, abends nach Faßberg fliegen. Lediglich eine C-47 war durchgekommen und somit stand zum Beginn des Spotterdays nur die N47E auf dem Vorfeld.

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Die anderen Rosinenbomber sind dann im Laufe des Tages nach Nordholz und Jagel geflogen, wo auch am selben Tag jeweils ein Spotterday stattgefunden hat. Aber schon bald flog auch die N47E nach Jagel ab.

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Gegen 17 Uhr kam das Flugzeug zusammen mit insgesamt 17 Rosinenbomber zum Fliegerhorst Faßberg zurück. Bei einem Überflug erhielten die Zuschauer einen Eindruck, wie es vor 70 Jahren in den Flugkorridoren von der Luftbrücke zugegangen sein muss. Begleitet wurden sie von vier Maschinen vom Typ T-6 (links im Bild):

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Nach einer Platzrunde setzten dann die Maschinen auch schon zur Landung an und rollten dann leider hinter die Hallen, sodass keine weiteren Fotos mehr möglich waren.

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14.06.2019 Flugplatz Stendal (EDOV)

Da der Förderverein "Luftbrücke Berlin 70" angekündigt hatte, dass am Folgetag auch noch zwei Flugzeuge nach Stendal fliegen und dort auch landen sollen, habe ich mich zum Flugplatz Stendal-Borstel begeben.
Urspünglich war die Ankunft der Maschinen um 9.30 Uhr geplant gewesen. Doch es kam erneut zu Verzögerungen im Flugplan und somit sind sie dann erst um 12.35 Uhr in Stendal gelandet. Doch das Warten hat sich gelohnt:
Denn die beiden Rosinenbomber wurden wieder von den vier T-6 begleitet, die dann ebenfalls gelandet sind.

Zunächst gab es einen wunderschönen Überflug:

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Ein Riesenglück hatten die wartenden Zuschauer, dass die Flugzeuge ganz nahe am Zaun vorbeirollten und beim Tower abgestellt wurden. Gekommen waren die N431HM mit eleganter Swissair-Lackierung.

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Und die N341A. Zusammen strahlten sie um die Wette in der Sonne der Altmark.

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Und weil sie das Tagesprogramm so schön abgerundet haben, zeige ich hier auch noch die Bilder von den Begleitflugzeugen:

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15.06.2019 Tag der Bundeswehr in Faßberg

An diesem Termin war auch Faßberg wieder Gastgeber beim Tag der Bundeswehr. Auch zu dieser Veranstaltung wurden wieder viele der Rosinenbomber erwartet und die Besucher wurden nicht enttäuscht!
Auf dem Vorfeld des Fliegerhorstes standen allein schon sechs Maschinen mit den schwarz-weißen Invasionsstreifen. Diese Streifen dienten zur besseren Unterscheidung von Flugzeugen der deutschen Luftwaffe.

Die "That's all ... Brother" (N47TB) war das Leitflugzeug bei der Hauptinvasion in der Normandie am Vorabend des D-Day.

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Der Schriftzug als Nose Art:

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"Virginia Ann" (N62CC).

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"Placid Lassie" (N74589).

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"Rendezvous with Destiny" (N150D).

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Die "D-Day Doll" (N45366).

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Sie hat auch ein sehr schönes Nose Art:

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Vor den Hallen stand noch die "Kwicherbichen" (ZA947). Sie gehört zu der "Battle of Britain Memorial Flight" der Royal Air Force.

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Bei ihr wurde sehr schön eine Verladeszene der Berliner Luftbrücke dargestellt:

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Die "Miss Virginia" (N47E) in den Farben der U.S. Air Force:

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Die Liberty (N25641) von Legend Airways.

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Die N877MG kam im historischen Pan American Airways-Gewand daher.

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Aber auch die Besatzung war dazu stilecht gekleidet.

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Die C-47 (OY-BPB) der dänischen DC-3-Freunde:

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Die "The Spirit of Benovia" (N8336C) wurde nach ihrer militärischen Karriere im Jahre 1946 nach Peking verkauft. Drei Jahre später ging sie dann nach Hongkong an das Flugunternehmen Civil Air Transport, deren Farben sie wieder seit dem letzten Jahr wieder trägt.

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Und noch zwei Detailaufnahmen von der asiatischen Bemalung.

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Aber auch die "Miss Montana" (N24320) war ständig von vielen Fotografen umlagert.

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Grund dafür ist bestimmt auch das aufreizende Pin-up-Bild der Nose Art gewesen.

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In ihrer ersten Flugvorführung flog die F-AZOX in einer Formation mit einer Transall und einer A400M. Hierbei wurde der Größenunterschied deutlich:

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In der zweiten Vorführung am frühen Nachmittag flog diese DC-3 ein paar beeindruckende Runden:

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18.06.2019 Braunschweig

Über die Tagespresse erfuhr ich überraschender Weise, dass an diesem Tage auch eine der Dakotas nach Braunschweig kommen sollte. Der Grund hierfür war ganz einfach: Der Pilot folgte kurzentschlossen einer Einladung zu einem privaten Besuch. Bei schönstem Wetter rollte kurz nach 13 Uhr die Maschine auf eine Parkposition direkt vor der Besucherterrasse. Und es war nicht irgendeine Maschine, sondern die geschichtsträchtige "That's All ... Brother"!

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Somit fand das Luftbrückenjubiläum in diesen Tagen für mich noch einen krönenden Abschluss!
Horrido!

Heino

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Re: [Bericht] 70 Jahre Luftbrücke – Die Rückkehr der Rosinenbomber (Lange Ladezeit!)

Beitrag von Uwe » Mo 24. Jun 2019, 00:00

Vielen Dank für deinen Einsatz rund um die Rosinenbomber in unserer Region und den entsprechenden Bericht dazu. Trotz aller Widrigkeiten und Unzulänglichkeiten, die dieses Event begleitet haben, bleibt das Gedenken an ein historisches Ereignis, das unsere Geschichte bis heute beeinflußt hat. Unabhängig von den politischen Gründen, die zur Luftbrücke geführt haben, war es auch ein Zeichen, dass sich die Piloten der Luftbrücke nur drei Jahre nach Kriegsende für ihre Gegener von einst so einsetzten.
Gruß Uwe :hi:


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