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[Artikel] Leichtflugtechnik-Union LFU 205

Verfasst: So 3. Sep 2017, 14:27
von Heino
Kategorie: Flugzeuge mit Geschichte(n)

Einleitung

Die LFU 205 ist ein Experimentalflugzeug in Vollkunststoffbauweise. Der Rumpf und die Tragflächen wurden durch die patentierte Schlauchbauweise gefertigt. Dabei wurde ein harzgetränkter Glasgewebeschlauch mit einem innenliegenden Polyäthylenschlauch in eine zweiteilige Form geführt und aufgepumpt. So entstand eine leichte, formtreue und langlebige Struktur.
Für den Antrieb des Tiefdeckers sorgte ein Lycoming IO-360 A1C mit einem zweiblättrigen Verstellpropeller Hartzell HC-C2YK-1 B. Das Flugzeug hat ein Normalleitwerk. Das Fahrwerk ist vollständig einziehbar. In der Kabine fanden vier Personen Platz.

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Klein und Groß: Die LFU vor dem Forschungsflugzeug "ATRA".

Geschichte

Die Initiatoren für den Bau des Flugzeugs waren Dipl.-Ing. Erich Ufer und Richard Schreiber. Für die Koordination des Vorhabens wurde im Frühjahr 1964 die Leichtflugtechnik-Union GmbH (LFU) gegründet. Diese Gesellschaft war ein Zusammenschluss der Firmen Bölkow GmbH, Pützer Kunststofftechnik und Rhein-Flugzeugbau. Gefördert wurde das Unternehmen durch Forschungsmittel mehrere Ministerien.
Die Entwicklung wurde von der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) - dem Vorläufer des DLR - unterstützt. Da es zu dieser Zeit wenige Erfahrungen auf dem Gebiet der Fertigung mit glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) gab, dauerte die Entwicklung mehrere Jahre und kostete insgesamt zwei Millionen Deutsche Mark.

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Die LFU 205 auf dem Braunschweiger Flughafen

Die Endmontage der LFU 205 erfolgte in Laupheim bei den Bölkow-Werken. Am 29.03.1968 fand auch dort der Erstflug statt. Testpilot war Herbert Plasa. Bei der Flugerprobung zeigte sich, dass das Flugzeug alle Erwartungen übertroffen hatte. So konnte beispielsweise bei einer Motorleistung von 75 % in 2500 m Höhe eine Reisefluggeschwindigkeit von 307 km/h erreicht werden und das Verhältnis zwischen Mindest- und Höchstfluggeschwindigkeit war größer als 1:4.
Bei der Luftfahrtschau 1968 in Hannover und dem Aérosalon 1969 in Paris-Le Bourget war die LFU 205 eine vielbeachtete Neuerscheinung. Aber trotz ihrer Fortschrittlichkeit wurde die LFU 205 nie in Serie gebaut. Der Prototyp blieb das einzig gebaute Flugzeug diesen Typs und erhielt erst am 16.03.1977 die Musterzulassung als Einzelstück.

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Die LFU 205 beim Tag der offenen Tür des DLR am 14.05.2017

Ab 1984 nutzte das DLR die Maschine als Forschungsflugzeug und wurde am Flughafen Braunschweig stationiert. Sie diente dabei primär der Erforschung der Druckverteilung und des Widerstandes an Tragflügelprofilen sowie der Untersuchung der Grenzschichten zur Feststellung des Einflusses der Luftreibung am Flügel. Ferner wurde der laminar-turbulente Umschlag gemessen. Das bedeutet, dass der Wechsel von einer widerstandsarmen (laminaren) zu einer turbulenten Strömung untersucht wurde. Eine turbulente Strömung kann zum Beispiel durch Veränderungen an der Tragflügelnase, wie z.B. durch Verschmutzung durch Insekten oder Vereisungen, entstehen.
Ziel der Forschung war die Entwicklung eines laminaren Tragflächenprofils, an dem die Luft eng anliegend und gleichmäßig über den Flügel strömt und möglichst lange turbulenzfrei bleibt. Auf dieser Weise werden die Schadstoffemissionen eines Flugzeuges reduziert und der Treibstoffverbrauch gesenkt.

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Im Dienste der Wissenschaft


Im Jahr 2017 wurde die LFU 205 schließlich nach fast 50 Jahren Einsatz ausgemustert. Der letzte Flug führte am 22.06.2017 zur Flugwerft Schleißheim. Die Maschine wurde von Stefan Seydel, dem Leiter der Flugversuchsabteilung des DLR in Braunschweig, überführt. Er wurde von Jürgen Fütterer, Einrichtungsleiter Flugexperimente beim DLR, begleitet. Die Übergabe der LFU 205 erfolgte in Form einer Spende, wobei jedoch die Antriebseinheit aufgrund des wirtschaftlichen Wertes aufgrund geringer Betriebszeiten durch das Deutsche Museum gekauft wurde.
Im Museum hat das Flugzeug nun einen ehrvollen Stellplatz in der alten Werfthalle erhalten und kann dort besichtigt werden.

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Die LFU 205 in der Flugwerft Schleißheim

Technische Daten
  • Länge: 7,65 m
  • Spannweite: 10,85 m
  • Höhe: 2,30 m
  • Flügelfläche: 14,50 m²
  • Leergewicht: 780 kg
  • max. Fluggewicht: 1200 kg
  • Startstrecke: 235 m
  • Reisegeschwindigkeit: 300 km/h
  • Max. Geschwindigkeit: 330 km/h
  • Leistung: 200 PS (147 kW)
  • Reichweite: 1400 km
  • Max. Flughöhe: 3658 m (12000 Fuß)
Quellen und Weblinks