Kategorie: allgemeine Luftfahrt
Was ist ein Knemeyer? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich einen solchen im letzten Jahr von einem alten Flieger geschenkt bekommen habe.
Eine schwarz-weiße Scheibe mit 15 cm Durchmesser, auf der einen Seite (Kompass-Seite) außen ein Kursring mit einer 360°-Skala und einer Innenscheibe mit zwei 180°-Skalen mit einen stilisierten Flugzeug darauf. Auf der anderen Seite (Rechen-Seite) drei Skalenringe mit diversen Zahlen: außen wieder Grad-Zahlen in von 1° bis 179° in logarithmischer Reihenfolge, eine Temperatur-Skala von +30°C bis -60°C sowie eine Höhenskala von 0 bis 10 km. Im mittleren Ring ein Zahlenskala von 4 – 400 und 400 – 2.000 für Geschwindigkeiten und Strecken, auch in logarithmischer Reihenfolge, und zu guter Letzt noch eine Innenscheibe mit einer Zeitskala von 30 sek. Bis 12 Std., ebenfalls in logarithmischer Reihenfolge.
Auf dem Kursring findet man zusätzlich diese Angaben zu diesem Gerät:
- Dreieckrechner Baumuster: Plath DR 2
- Hersteller Dennert & Pape, Hamburg-Altona
- Fertigstellung: Nov. 1940
- Gerät-Nr 127-107 B
- Anforderz. FI 23825
Dreieckrechner DR 2 Vorderseite (Kompass-Seite)
Dreieckrechner DR 2 Rückseite (Rechen-Seite)
Aha, ein Dreieckrechner also. Aber was ist das denn nun für ein Gerät, bzw. wofür wurde es benutzt?
Piloten kennen heute den Navigationsrechner Aristo-Aviat, der im Analogverfahren diverse Berechnungen ermöglicht, die zur Flugvorbereitung und -durchführung notwendig sind. Vorläufer dieser Navigationsrechner war der Dreieckrechner nach dem System des deutschen Luftfahrtingenieurs Siegfried Knemeyer, der in den 30er Jahren in Deutschland entwickelt und 1936 als Gebrauchsmuster (D.R.G.M 1383656) beim Patentamt angemeldet wurde. Das verwendete System gab ihm auch den von Piloten umgangssprachlich verwendeten Namen „Knemeyer“ (manchmal auch als "Dreh-Meyer" bezeichnet). Dabei handelt es sich um einen Kreisrechenschieber, mit dem man u.a. diese Aufgaben lösen konnte:
- Addieren und Subtrahieren von Winkeln
- Zeitwegeaufgaben und sonstige Multiplikationen und Divisionen
- Winddreieckaufgaben
- Treffpunktaufgaben
Die Hamburger Firmen Plath sowie Dennert & Pape fertigten ab 1936 Dreieckrechner, die u. a. bei der deutschen Luftwaffe als Navigationsrechner zum Einsatz kamen. Zwischen 1936 und 1945 wurden sie in verschiedenen Versionen (DR 1 – DR 4) gebaut, innerhalb deren es wiederum verschiedene Varianten gab (die Version DR 1 ist allerdings nicht belegt). Nach dem zweiten Weltkrieg produzierten Dennert & Pape die Nachfolgemodelle unter dem Namen Aristo Aviat weiter.
Eine genaue Beschreibung der Varianten und die Funktionsweise der Dreieckrechner DR 2 bis DR 4 findet man bei Ronald van Riet: Knemeyer Dreieckrechner.
Eine kompakte Beschreibung der Funktionsweise des Aristo Aviat findet sich bei Pilot und Recht
[Artikel] Was ist denn ein „Knemeyer“?
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