[Artikel] Der „Rosinenbomber“: Douglas DC-3 D-CXXX

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[Artikel] Der „Rosinenbomber“: Douglas DC-3 D-CXXX

Beitrag von Uwe » Do 28. Mai 2015, 22:50

Kategorie: Flugzeuge mit Geschichte(n)
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Zwei Meilensteine der modernen Verkehrsentwicklung – Douglas DC-3 und VW-Käfer

Am 18./19. Juni 1948 fliegen zwei Douglas C-47 Dakota IV des Royal Air Force Transport Commands nach Berlin. Ihre Ladung besteht aus neuen D-Mark-Scheinen für die bevorstehende Währungsreform in den Westzonen und in den westlichen Sektoren von Berlin. Eine der beiden Maschinen trägt die Kennung KN442.

28. Juni 1948. Seit vier Tagen sind die Übergänge in die sowjetisch besetzte Zone als Folge der Einführung der D-Mark in den westlichen Sektoren von Berlin gesperrt. Berlin ist von der Versorgung aus den Westzonen über die Landwege abgeschnitten. An diesem Tag, zwei Tage nach den Amerikanern, beginnt die die Royal Air Force (RAF) im Rahmen der Berliner Luftbrücke von Wunstorf aus mit ihrer Versorgung der eingeschlossen Stadt durch die Luft (Operation „Planefare“). An Braunschweig vorbei fliegen die ersten Douglas C-47 Dakota mit Zielflughafen Gatow durch den mittleren Luftkorridor nach Berlin ein (die ausschließlich Nutzung des mittleren Korridors für die Rückflüge aus Berlin erfolgte erst später). Mit dabei ist wieder die Dakota IV mit der Kennung KN442, die man unter diesem Link in ihrer authentischen Lackierung aus der Zeit der Luftbrücke sehen kann.


62 Jahre später, am 15.04.2010, landet diese Maschine, nun allerdings im Kleid der amerikanischen Luftwaffe, als DC-3 „Rosinenbomber“ auf dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Sie ist in Deutschland unter der Kennung D-CXXX registriert.
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Ankunft des "Rosinenbombers" in Braunschweig

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Die DC-3 auf dem Vorfeld in Braunschweig


1944 als Douglas C-47B-30-DK (militärische Variante der Douglas DC-3) mit der Seriennummer s/n 44-76540 gebaut, wurde die spätere D-CXXX im März 1945 an die US Army Air Force ausgeliefert. Im Rahmen des Lend & Lease-Abkommens erfolgte die unmittelbare Weitergabe an die Royal Air Force (RAF) im gleichen Monat, bei der sie als C-47 Dakota Mk. IV mit der Registrierung KN442 noch Einsätze in den letzten Kriegstagen flog.
Von Beginn an war sie im Rahmen der Berliner Luftbrücke von Juni 1948 bis Mai 1949 an den Versorgungsflügen von der britischen Besatzungszone zum Flugplatz Berlin-Gatow beteiligt. Im Laufe dieser Zeit wechselten die Absprungflughäfen der Einheit, so dass die Maschine ihre Versorgungsflüge in die isolierte Stadt neben Wunstorf auch von Faßberg und Lübeck aus flog. Bald erhielten die amerikanischen und britischen Flugzeuge der Luftbrücke von den Berlinern den Namen „Rosinenbomber“, eine treffende Beschreibung für die neue Rolle der einstigen Kriegsgegner, die nun als Helfer im Einsatz waren. 83 Menschen verloren bei Einsätzen im Rahmen der Luftbrücke ihr Leben.


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Douglas C-47 Skytrain der amerikanischen Luftwaffe „The Berlin Train“
Luftbrückendenkmal am Frankfurter Flughafen



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Ein anderer Rosinenbomber: Douglas C-54 Skymaster der amerikanischen Luftwaffe
Luftbrückendenkmal am Frankfurter Flughafen



Die Dienstzeit der KN442 bei der RAF endete 1952. In den Folgejahren wechselte sie mehrmals den Besitzer und flog bei mehreren kleinen Gesellschaften innerhalb und außerhalb Europas (siehe unten: "Registrierungen" und "Gesellschaften") als Passagier- und Transportflugzeug.
Air Service Berlin kaufte die C-47 Ende der 90er Jahre von der britischen Air Atlantique. Nach mehrmonatiger Restaurierung und Umbau der Maschine entstand 2001 aus der C-47 eine DC-3, die mit einer komfortablen Kabine für Passagierflüge ausgestattet war. Als „Rosinenbomber“, diesmal in den Farben der amerikanischen Luftwaffe, begannen die sogenannten Nostalgieflüge der Firma Air Service Berlin vom Flughafen Tempelhof aus. Nach dem Beschluss, den traditionsreichen Flughafen Tempelhof für den Flugverkehr zu schließen, gehörte die DC-3 zu den letzten Maschinen, die den Flughafen am 30.10.2008 verlassen haben.
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Blick ins klassische Cockpit des “Rosinenbombers”

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Blick in die Passagierkabine

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Die DC-3 auf ihrem alten Heimatflughafen Tempelhof


Zum 10-jährigen Bestehen der Autostadt in Wolfsburg im Jahr 2010 wird von Air Service Berlin ein besonderes Programm aufgelegt: Mit dem „Rosinenbomber“ von Berlin nach Braunschweig zum Besuch der Autostadt fliegen. Diese Tour ist für ein halbes Jahr einmal im Monat geplant. Zwischen Ankunft und Abflug der DC-3 können an diesen Tagen Rundflüge über Braunschweig und Wolfsburg gebucht werden. Am 15.04.2010 landet der „Rosinenbomber“ das erste Mal in Braunschweig.
Am 17.06.2010 ist der „Rosinenbomber“ bei schönstem Flugwetter wieder in Braunschweig und dreht seine Kreise über die Region. Keiner ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass es der vorerst letzte Besuch dieses historischen Flugzeugs in Braunschweig sein wird. Zwei Tage später, am 19.06.2010, wird die Maschine bei einer Notlandung in Berlin schwer beschädigt.
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Der „Rosinenbomber“ am 17.06.2010 am Braunschweiger Flughafen


Die Maschine war vom Flughafen Schönefeld zu einem Rundflug über Berlin gestartet, als kurz nach dem Start das linke Triebwerk ausfiel. Der Versuch, die Maschine mit einem Motor wieder zum Flughafen zurückzubringen, gelang leider nicht mehr und die Piloten entschlossen sich zu einer Notlandung auf dem Baustellengelände des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg. Bei dem Unfall wurden sieben Personen verletzt, die die beschädigte Maschine aber noch selbständig verlassen konnten. Die Maschine wies erhebliche Schäden auf, die rechte Tragfläche war durch den Anprall an den Pfosten eines Bauzauns abgerissen. Die Zeitungen berichteten ausführlich mit Bildern und Karten von der Unfallstelle. War es das Aus für dieses historische Flugzeug?

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Ansicht des Pratt & Whitney R-1830-92Twin Wasp Doppelsternmotors


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Das später ausgefallende linke Triebwerk beim Anlassen - Braunschweig, 17.06.2010


Nur kurze Zeit später, am 24.06.2010, gründete sich in Berlin ein Förderverein zum Wiederaufbau des Rosinenbombers. Mit Hilfe von Spenden sollen die finanziellen Mittel für dieses Projekt gesammelt werden. Am 30.07.2013 landete die DC-3 mit Kennzeichen G-AMRA auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld. Sie kam aus dem englischen Coventry, wo sie auch einmal in den Farben des Royal Air Force Transport Commands aus der Zeit der Luftbrücke flog. Der Förderverein hat sie erworben um den Aufbau des neuen Rosinenbombers sicherzustellen. Mittlerweile sind die Arbeiten schon weit vorangeschritten und wir erwarten den neuen "Rosinenbomber" in absehbarer Zeit beim LBA in Braunschweig.


Technische Daten der C-47 / DC-3
Länge: 19,66 m
Spannweite: 29,98 m
Höhe: 5,16 m
Flügelfläche: 91,7 m²
Antrieb: Zwei Pratt & Whitney R-1830-92 Twin Wasp Doppelsternmotoren
Leistung: 2 x 1200 PS
Höchstgeschwindigkeit: 368 km/h in 2680 m Höhe
Reisegeschwindigkeit: 280 bis 297 km/h
Normale Reichweite: 2160 km
Dienstgipfelhöhe: 7350 m
Leergewicht: 7700 kg
Fluggewicht: 13190 kg


Bekannte Registrierungen des „Rosinenbombers“:
KN442 - Großbritannien (militärisch)
G-AMPZ - Großbritannien
OD-AEQ - Libanon
PH-RIC - Niederlande
TF-FIV - Island
EI-BDT - Irland
G-AMPZ - Großbritannien
D-CXXX – Deutschland


Bei folgenden Gesellschaften ist der „Rosinenbomber“ im Einsatz gewesen:
- Royal Air Force
- Stairways (GB)
- Transair (GB)
- Silver City Airways (GB)
- Pan-American Indonesian Oil Company
- Lebanese Air Transport (Libanon)
- Flugsyn (Island)
- Harvest Air (GB)
- Aces High Flying Museum (GB)
- Air Atlantique (GB)
- Air Service Berlin


Der Rosinenbomber in der LCBS-Datenbank

LCBS-Forum vom 15.04.2010

LCBS-Forum: Infos zur Notlandung und zur aktuellen Entwicklung
Gruß Uwe :hi:


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