[Bericht] ATTAS, Antriebe und anderes ….

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Uwe
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[Bericht] ATTAS, Antriebe und anderes ….

Beitrag von Uwe » Di 5. Mai 2015, 21:52

03.05.2015: Dauerregen in Süddeutschland. Gute Gelegenheit, mal wieder ins Museum zu gehen und zu schauen, was unsere gute, alte D-ADAM in der Flugwerft des Deutschen Museums in Oberschleissheim macht und was es noch so interessantes zu sehen gibt. Da ich ja bereits vor einiger Zeit mal ein paar Bilder der Flugzeuge des Museums gezeigt habe, habe ich mich diesmal auf die ausgestellten Triebwerke konzentriert und das eine oder andere, aus meiner Sicht, interessante am Rande betrachtet.

Zur D-ADAM. Sie steht noch so eingepfercht wie im letzten Jahr ...
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... allerdings kann man sie im Gegensatz zu meinem letzten Besuch jetzt von innen besichtigen. Hier ein paar Bilder:

Das Cockpit:
Freundlicherweise befindet es sich nicht hinter einer kompletten Plexiglasscheibe, sondern der obere Teil ist offen, so dass man gut hinein fotografieren kann.
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Die Technik ist weiterhin zu sehen.
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Die hinteren Arbeitsplätze (leider hatte ich keinen Pol-Filter dabei, so dass sich Spiegelungen in den Plexiglas-Scheiben nicht vermeiden ließen)
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Blick von hinten in Richtung Cockpit. Teilweise ist der Boden freigelegt, so dass man auch ein Blick da hinein werfen kann.
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Abgerundet wird das ganze durch eine Video-Dokumentation zum ATTAS, die neben den Informationen zum Flugzeug und seinen Aufgaben auch Bilder vom letzten Flug nach Oberschleissheim am 07.12.2012 enthält (auch der LCBS berichtete darüber).
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Weitere LCBS-Infos D-ADAM im Museum:
- ATTAS2013
- ATTAS2014


Last Take Off in Braunschweig
Letzter Flug einer VFW 614 - D-ADAM (ATTAS)




Zweiter Schwerpunkt meines Besuchs: Die ausgestellten Triebwerke. Ich hoffe, das Thema ist nicht nur für die Techniker unter den Forenbesuchern interessant, gibt es doch den einen oder anderen Bezug zu Movements auf unseren Flughafen.

Körting 8 SL 116, Baujahr 1908, wassergekühlter 8-Zylinder-V-Motor, Leistung 63 kW (85 PS). Die Kühlmäntel um die Zylinder waren aus Kupfer. Zum Einsatz kam dieser Motor in den frühen Luftschiffen.
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Rumpler Aeolus, Baujahr 1910, wassergekühlter 8-Zylinder-V-Motor, 37 kW (50 PS). Die Rumpler-Werke bauten vor dem ersten Weltkrieg den Eindecker "Taube", bei dem dieser Motor zum Einsatz kam.
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Der Pratt & Whitney R-1340 Wasp wurde von 1926 bis 1960 in fast 35.000 Einheiten gebaut. Der luftgekühlte 9-Zylinder-Sternmotor leistet in seiner ersten Version 410 kW (557 PS) und hat einen Hubraum von 22 Liter. Eingebaut wurde er unter anderem in der North American T-6 Texan, die auch schon in Braunschweig zu sehen war.
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Bei der Do 26 stand diesmal eine Wartungsklappe der Motorengondel offen und gab einen Blick auf den Bramo 323 R2 frei: luftgekühlter 9-Zylinder Sternmotor mit 764 kW (1.040 PS), 27 Liter Hubraum.
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Der Höhepunkt der Kolbenmotorentwicklung, die 40er Jahre.
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BMW 801 TJ, 14-Zylinder-Doppelsternmotor, luftgekühlt, Abgas-Turbolader, 1.330 kW (1.810 PS). Der BMW 801 (ohne Turbolader) war u. a. in der Focke-Wulf FW 190 eingebaut, von der ein Nachbau in Braunschweig steht. Charakteristisch ist das Lüfterrad (schwarz) vor den Zylindern, das für ausreichende Motorkühlung, insbesondere des hinteren Zylinderrings sorgen sollte.
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Dieser Motor wird im FW-190-Nachbau mangels Originalmotoren von einen ursprünglich in Russland entwickelten Schwezow ASch-82 T angetrieben, der ähnliche Leistungsdaten aufweist: 14-Zylinder-Doppelsternmotor, luftgekühlt, 1.400 kW (1.900 PS). Der Motor basierte auf dem Wright R-1820 Cyclone. Eingesetzt wurde der Motor u.a. im Verkehrsflugzeug Iljuschin Il-14. Dieses Triebwerk wurde in großer Stückzahl produziert, auch als Lizenzbau, z. B. in der damaligen DDR und in China.
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BMW 803: dieses Triebwerk erreichte keine Serienreife. Gegen Ende des 2. Weltkriegs absolvierten einige Exemplare Probeläufe auf dem Motorenprüfstand. Dennoch sind die Leistungsmerkmale beindruckend: projektierte 2.900 kW (4.000 PS) aus 28 Zylindern mit insgesamt 85,5 Litern Hubraum. Das Triebwerk besteht aus zwei unabhängigen, hintereinanderliegenden, wasserkühlten 14-Zylinder-Doppelsternmotoren, die zwei gegenläufige Propeller antrieben. Vorgesehen waren sie für geplante große Langstreckenbomber.
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Der BMW 803 war allerdings nicht der einzige Doppelmotor deutscher Entwicklung. Daimler-Benz baute mit dem DB 610 bereits 1942 einen Doppelmotor aus 2 Daimler-Benz DB 605, der bei dem Bomber Heinkel He 177 "Greif" zum Einsatz kam: zwei 12-Zylinder-Reihenmotoren wurden nebeneinander verbaut und trieben über eine Welle einen mächtigen Propeller mit 4,5 Metern Durchmesser an. Das Triebwerk entwickelte 2.165 kW (2.950 PS) aus 71,4 Litern Hubraum. Allerdings litten die Motoren im Einsatz unter häufig auftreten Motorbränden.
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Die beiden nebeneinandergelegenen DB 605 von vorn gesehen.
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Ein Klassiker unter den Sternmotoren ist der luftgekühlte Doppelsternmotor Pratt & Whitney R-1830 Twin Wasp, der in der Version R-1830-90 D aus 14 Zylindern eine Leistung von 880 kW (1.200 PS) entwickelte, bei einem Hubraum von 30 Litern. Anfang der 30er Jahre entwickelt, wurde er bis 1951 produziert (ca. 170.000 Exemplare). Unter anderem wurde er bei der Consolidated B-24 Liberator oder der Grumman F4F Wildcat verwendet. Auch heute sind noch viele von diesen Motoren im Einsatz, z. B. bei einem weiteren Klassiker der Luftfahrt, der Douglas DC-3, bzw. C-47 Dakota, die auch schon in Braunschweig zu sehen war ("Rosinenbomber").
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Noch ein Blick auf die Strahltriebwerke


Allison J 33 35-A. 1944 erstmals in einem Flugzeug eingesetzt, fand dieses Triebwerk bei einem der ersten amerikanischen Düsenjägern Verwendung, der Lockheed F-80. Leistung 19,6 kN. Ansicht von vorn ...
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... und von hinten.
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Bristol Siddeley "Double Mamba". Propeller-Turbinen-Triebwerk aus dem Jahr 1949 durch Zusammenschluss von zwei einzelnen "Mamba-Triebwerken", die unabhängig voneinander zwei koaxial gegenläufige Propeller antrieben. Leistung 2.050 kW (2.740 PS) + 3.450 N Restschub. Zum Einsatz kam das Triebwerk bei der Fairey Gannet.
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Orenda 14 aus dem Jahr 1949: Leistung 32,2 kN, Einsatz bei der Avro Cananda CF-100 und Canadair Sabre.
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Bristol Orpheus 703: Die Typerprobung wurde 1956 abgeschlossen, Leistung 21,6 kN. Unter anderen flog die Fiat G-91 "Gina" mit diesem Triebwerk.
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Tumanski R-29. Dieses sowjetische Strahltriebwerk, das Anfang der 1970er Jahre entwickelt wurde, wurde u. a. beim dem Schwenkflügler MIG 23 "Flogger" eingesetzt und hatte eine Leistung von 77 kN, Mit Nachbrenner 110 kN. Ansicht von vorn ...
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... und von hinten.
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Turbo Union RB.199: von Rolls-Royce, MTU und Fiat Avio für den MRCA Tornado entwickelt, leistet das Triebwerk einen Schub von 40 kN, mit Nachbrennern 75 kN.
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Dann noch mal ein Blick in die gläserne Werkstatt: zur Zeit herrscht drangvolle Enge. MIG-23, Fiat G.91, Republic RF-84F und eines der Segelflugzeuge stehen dort.
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Noch ein paar Schlusslichter:

Eines der interessanten Proejkte zur Zeit ist sicherlich dieser Nachbau eines Doppeldeckers der Firma "Flugmaschinenwerke Gustav Otto" aus dem Jahr 1913. Diese Maschinen gehörten zur Erstausstattung der 1912 in Oberschleissheim aufgestellten Königlich-Bayerische Fliegertruppe. Bis 1914 waren 68 Maschinen in Oberschleissheim stationiert. Nach seiner Fertigstellung soll der Nachbau flugfähig sein.
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Nach seinem Unfall in Tannkosh im August 2013 ist der Udet Flmingo noch nicht wieder hergestellt. Die schwer beschädigten Tragflächen fehlen noch.
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Segelflugzeugentwicklung aus Braunschweig. Die Akaflieg SB 13 war eine reine Nurflügelkonstruktion und verfolgte damit ein ganz neues Konzept. Allerdings stellte dieses Segelflugzeug hohe Anforderungen an ihre Piloten.
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Kein Kinderspielzeug: in diesen Link-Trainern verbrachten hundertausende angehender Piloten viele Stunden im Rahmen ihrer Flugausbildung. Simulatoren dieser Art waren von den frühen 1930er Jahren bis zu den frühen 1950er Jahren im Einsatz. Der Name kommt vom Firmennamen "Link Aviation Devices", die diese Simulatoren produziert.
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Für die Modellbaufreunde noch dieses schöne Modell der Casa 2.111 (Heinkel He 111), in der gleichen Lackierung wie das Original im Museum.
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Zu guter Letzt noch ein besonderer Besucher des Museums: Am Platz war wieder mal ein Luftschiff neuer Technologie (NT). Es war das zweite Serienluftschiff dieser Bauart, das 2003 in Dienst gestellt und auf den Namne "Baden-Württemberg" getauft wurde (D-LZZF). Zur Zeit fliegt es in alpenländischen Edelweiß-Design.
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Gruß Uwe :hi:


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Re: [Bericht] ATTAS, Antriebe und anderes ….

Beitrag von Heino » Di 5. Mai 2015, 22:55

Vielen Dank für den informativen Bericht. Schön zu sehen, wie gut die ATTAS dort präsentiert wird.
Horrido!

Heino

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Re: [Bericht] ATTAS, Antriebe und anderes ….

Beitrag von Swen » Mi 6. Mai 2015, 07:17

Danke für den Bericht. Bei der ATTAS kommt bei mir immer Traurigkeit auf. Schönes Flugzeug. Der Zeppelin war im übrigen bei FR24 zu sehen.
Bis denn der Swen

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