von pcflyer1963 » Mi 5. Aug 2009, 09:18
Hallo Leute,
ich denke, ihr habt die Leserbriefe in der heutige Ausgabe der Braunschweiger Zeitung auch gelesen. Da ich über soviel Unverständnis und Unwissenheit nicht so einfach hinwegsehn will, habe ich folgenden Text per email an die Braunschweiger Zeitung geschickt. Mal sehn, ob und was sie davon drucken.
Antwort auf Leserbriefe vom 05.04.2009
„Verlängerung der Landebahn nicht nötig“
Zu ihren Leserbriefen, für die ich sicherlich auch Verständnis habe, möchte ich Frau Kulik und Familie Schmidt folgende Fragen stellen:
1. Seit wann wohnen Sie in der Nähe des Flughafens? Schon vor 1934?
Sollte Sie nach 1934 ihren Wohnort gewählt haben, dann wussten Sie, dass sie in Flughafennähe mit der ortsüblichen Geräuschkulisse konfrontiert werden und sollten dies dann auch in Kauf nehmen. Ich versichere Ihnen, dass kein Pilot mehr „Lärm“ verursacht, als unbedingt nötig ist. Dazu ist der auch aufgrund von Gesetzesvorgaben verpflichtet.
2. Kennen Sie sich gut genug in den technischen Details der Luftfahrt aus aus, um den für Sie gültigen Schluss zu ziehen, dass eine Landebahnverlängerung nicht nötig ist? Selbst Flugzeuge, die jetzt bereits am Flughafen Braunschweig landen, müssen teilweise auf ihre maximale Beladung verzichten, damit sie gefahrlos starten/landen können. Je nach Wetterlage und Beschaffenheit der Landebahn ändern sich Startrollstrecken/bzw. Landerollstrecken erheblich. Die Boing 737-700 der Air Berlin z.b. braucht bei max. Startgewicht von 58.605 kg eine Startstrecke von 2810 m. Sie fragen sich, warum die Maschine dann doch abheben konnte? Weil sie dementsprechend weniger Startgewicht hatte. Aber wollen sie, um eine Erweiterung der Landebahn zu vermeiden tatsächlich Flugzeuge betreiben, die fast leer fliegen müssen, um in Braunschweig landen/starten zu können? Oder sollen Flugzeuge aufgrund ihrer Beladung nach Hannover ausweichen müssen, um dann die Passagiere und das Gepäck auf der Autobahn zurück nach Braunschweig zu bringen? Das wäre doch sicher nicht in ihrem Sinne und ist wirtschaftlich und ökologisch gesehen nicht gerade sinnvoll.
3. Ich selbst wohne auch im direkten Einflugbereich des Flughafens in Wenden. Ich freue mich jedoch auf den Ausbau, weil sich dann die Lärmbelastungen senken werden. Die meisten größeren Flugzeuge müssen heute mit vollem Schub starten bzw. müssen den Umkehrschub länger einsetzen, damit sich gefahrlos starten/ausrollen können. Dies führt logischerweise zu den erhöhten Triebwerksgeräuschen. Je länger die Startbahn ist, desto weniger Schub ist nötig um das Flugzeug zu starten. Auch wenn unmittelbar beim Start immer voller Schub gegeben wird, so kann der Pilot die Leistung wesentlich früher zurücknehmen, was zu einer erheblichen „Lärm“-reduzierung führt. Für alle Flugzeuge ist gesetzlich geregelt, was sie für eine Geräuschkulisse erzeugen dürfen (Annex 16 der ICAO = International Civil Avation Organisation – environmental protection, volume I: aircraft noise). Und wie streng unsere Gesetze sind, brauche ich Ihnen sicherlich nicht zu erläutern.
4. Die Anflugrouten sind für jeden Piloten vorgegeben und führen weitgehenst über unbewohnte Gebiete. Bei der zwischenzeitlichen Bebauung im Umfeld des Flughafens lässt sich jedoch nicht vermeiden, dass der eine oder andere Flug auch mal über bewohntes Gebiet erfolgen muss. Jeder verantwortungsvolle Pilot wird es jedoch so weit es geht vermeiden, unnötig über Siedlungen und Ortschafen zu fliegen.
5. Bei dem Flug der Air Berlin handelte es sich um einen Erprobungsflug. Es wurden die verschiedenen Möglichkeiten des GPS-gestützten Landesystems (GBAS)„erflogen“. Dieses System ermöglicht es im Gegensatz zum herkömmlichen Instrumentenlandesystem (ILS) auch andere als nur „gerade Wege“ zur Landebahn dem Piloten zur Verfügung zu stellen. Weitergehende Informationen dazu gibt ihnen sicher die DLR in Braunschweig am Flughafen. Der Pilot hat sich also nicht die Route gesucht, um die Anwohner zu ärgern, sondern um einen Teil der Möglichkeiten des neuen Systems zu „erfliegen“. So wie bei einem Auto Testfahrten gemacht werden, ist dies auch im Flugbetrieb der Fall. Dieses System wird in Zukunft nicht nur für mehr Sicherheit um Flugverkehr sorgen, sondern auch für eine geringere Belästigung der Anwohner, da für jeden Anflug zum Flughafen eine optimale Streckenführung gewählt werden kann.
6. Sind Sie selber schon mit einem Flugzeug geflogen? In den Urlaub, oder einfach mal zum Vergnügen? Egal aus welchem Grund auch immer, das Wichtigste für Sie, auch als „Nichtflieger“ sollte die Sicherheit im Flugverkehr sein und das ist es auch. Nicht nur hier in Braunschweig, sondern auch an allen anderen Flughäfen oder Flugplätzen ist Sicherheit das oberste Gebot. Der Ausbau der Landebahn wird einen beträchtlichen Teil an Sicherheit mit sich bringen und dafür sollten wir allen Beteiligten dankbar sein.
Gunnar Mehl, Braunschweig-Wenden
Hallo Leute,
ich denke, ihr habt die Leserbriefe in der heutige Ausgabe der Braunschweiger Zeitung auch gelesen. Da ich über soviel Unverständnis und Unwissenheit nicht so einfach hinwegsehn will, habe ich folgenden Text per email an die Braunschweiger Zeitung geschickt. Mal sehn, ob und was sie davon drucken. :search:
Antwort auf Leserbriefe vom 05.04.2009
„Verlängerung der Landebahn nicht nötig“
Zu ihren Leserbriefen, für die ich sicherlich auch Verständnis habe, möchte ich Frau Kulik und Familie Schmidt folgende Fragen stellen:
1. Seit wann wohnen Sie in der Nähe des Flughafens? Schon vor 1934?
Sollte Sie nach 1934 ihren Wohnort gewählt haben, dann wussten Sie, dass sie in Flughafennähe mit der ortsüblichen Geräuschkulisse konfrontiert werden und sollten dies dann auch in Kauf nehmen. Ich versichere Ihnen, dass kein Pilot mehr „Lärm“ verursacht, als unbedingt nötig ist. Dazu ist der auch aufgrund von Gesetzesvorgaben verpflichtet.
2. Kennen Sie sich gut genug in den technischen Details der Luftfahrt aus aus, um den für Sie gültigen Schluss zu ziehen, dass eine Landebahnverlängerung nicht nötig ist? Selbst Flugzeuge, die jetzt bereits am Flughafen Braunschweig landen, müssen teilweise auf ihre maximale Beladung verzichten, damit sie gefahrlos starten/landen können. Je nach Wetterlage und Beschaffenheit der Landebahn ändern sich Startrollstrecken/bzw. Landerollstrecken erheblich. Die Boing 737-700 der Air Berlin z.b. braucht bei max. Startgewicht von 58.605 kg eine Startstrecke von 2810 m. Sie fragen sich, warum die Maschine dann doch abheben konnte? Weil sie dementsprechend weniger Startgewicht hatte. Aber wollen sie, um eine Erweiterung der Landebahn zu vermeiden tatsächlich Flugzeuge betreiben, die fast leer fliegen müssen, um in Braunschweig landen/starten zu können? Oder sollen Flugzeuge aufgrund ihrer Beladung nach Hannover ausweichen müssen, um dann die Passagiere und das Gepäck auf der Autobahn zurück nach Braunschweig zu bringen? Das wäre doch sicher nicht in ihrem Sinne und ist wirtschaftlich und ökologisch gesehen nicht gerade sinnvoll.
3. Ich selbst wohne auch im direkten Einflugbereich des Flughafens in Wenden. Ich freue mich jedoch auf den Ausbau, weil sich dann die Lärmbelastungen senken werden. Die meisten größeren Flugzeuge müssen heute mit vollem Schub starten bzw. müssen den Umkehrschub länger einsetzen, damit sich gefahrlos starten/ausrollen können. Dies führt logischerweise zu den erhöhten Triebwerksgeräuschen. Je länger die Startbahn ist, desto weniger Schub ist nötig um das Flugzeug zu starten. Auch wenn unmittelbar beim Start immer voller Schub gegeben wird, so kann der Pilot die Leistung wesentlich früher zurücknehmen, was zu einer erheblichen „Lärm“-reduzierung führt. Für alle Flugzeuge ist gesetzlich geregelt, was sie für eine Geräuschkulisse erzeugen dürfen (Annex 16 der ICAO = International Civil Avation Organisation – environmental protection, volume I: aircraft noise). Und wie streng unsere Gesetze sind, brauche ich Ihnen sicherlich nicht zu erläutern.
4. Die Anflugrouten sind für jeden Piloten vorgegeben und führen weitgehenst über unbewohnte Gebiete. Bei der zwischenzeitlichen Bebauung im Umfeld des Flughafens lässt sich jedoch nicht vermeiden, dass der eine oder andere Flug auch mal über bewohntes Gebiet erfolgen muss. Jeder verantwortungsvolle Pilot wird es jedoch so weit es geht vermeiden, unnötig über Siedlungen und Ortschafen zu fliegen.
5. Bei dem Flug der Air Berlin handelte es sich um einen Erprobungsflug. Es wurden die verschiedenen Möglichkeiten des GPS-gestützten Landesystems (GBAS)„erflogen“. Dieses System ermöglicht es im Gegensatz zum herkömmlichen Instrumentenlandesystem (ILS) auch andere als nur „gerade Wege“ zur Landebahn dem Piloten zur Verfügung zu stellen. Weitergehende Informationen dazu gibt ihnen sicher die DLR in Braunschweig am Flughafen. Der Pilot hat sich also nicht die Route gesucht, um die Anwohner zu ärgern, sondern um einen Teil der Möglichkeiten des neuen Systems zu „erfliegen“. So wie bei einem Auto Testfahrten gemacht werden, ist dies auch im Flugbetrieb der Fall. Dieses System wird in Zukunft nicht nur für mehr Sicherheit um Flugverkehr sorgen, sondern auch für eine geringere Belästigung der Anwohner, da für jeden Anflug zum Flughafen eine optimale Streckenführung gewählt werden kann.
6. Sind Sie selber schon mit einem Flugzeug geflogen? In den Urlaub, oder einfach mal zum Vergnügen? Egal aus welchem Grund auch immer, das Wichtigste für Sie, auch als „Nichtflieger“ sollte die Sicherheit im Flugverkehr sein und das ist es auch. Nicht nur hier in Braunschweig, sondern auch an allen anderen Flughäfen oder Flugplätzen ist Sicherheit das oberste Gebot. Der Ausbau der Landebahn wird einen beträchtlichen Teil an Sicherheit mit sich bringen und dafür sollten wir allen Beteiligten dankbar sein.
Gunnar Mehl, Braunschweig-Wenden