Man sieht sie eigentlich fast jeden Tag am Platz. Und immer wieder hört man von Besuchern des Flughafens die gleichen Fragen: Was ist das denn für ein Flugzeugtyp? Sind die Propellermaschinen nicht veraltet? Wie schnell ist so eine Propellermaschine? Wie viele Passagiere passen in das Flugzeug? Wo fliegen die denn immer hin? …
Gründe genug, die Dornier Do 328, das mit Abstand häufigste Fotomotiv in der LCBS-Datenbank, hier einmal kurz vorzustellen.
Das Flugzeug wurde von 1993 bis 2005 von der Dornier Luftfahrt GmbH gebaut, ein Tochterunternehmen der damaligen Daimler-Tochter DASA. Es wurden zwei wesentliche Varianten gebaut: Die Turboprop-Version Do 328-100 und die Jet-Version Do 328-300 JET.
Die Entwicklung der Propellerversion begann Ende 1988. Der Erstflug fand im Dezember 1991 statt und im Oktober 1993 erfolgte die endgültige Zulassung des Typs, übrigens hier in Braunschweig beim Luftfahrtbundesamt (LBA). Mitte 1999 wurde die Jet-Version zugelassen (Erstflug Januar 1998). Insgesamt wurden 217 Maschinen und 3 Prototypen gebaut (107 Propellermaschinen und 110 Jets), von denen die meisten heute in den USA betrieben werden. Einige wurden als 10-12 sitzige VIP-Geschäftsreiseflugzeuge unter dem Namen Dornier Envoy 3 ausgeliefert. Der größte Betreiber einer Do-328-Flotte ist die chinesische Tianjin Airlines mit aktuell 29 Maschinen im Bestand. Die United States Air Force (USAF) unterhält unter der Bezeichnung C-146 A eine kleine Flotte von umgebauten Do 328 für Spezialeinsätze. In Deutschland sind aktuell 33 Flugzeuge dieses Typs zugelassen.
Unter der Verwendung des Tragflügels neuer Technologie (TNT), der bereits bei der Dornier Do 228 erfolgreich eingesetzt wurde, entstand ein modernes Regionalverkehrsflugzeug mit einer Kapazität von bis zu 33 Passagieren, bei dem hoher Wert auf Geschwindigkeit und Steigleistung gelegt wurde. Neben der modernen Tragflächenkonstruktion wurde dies durch einen völlig neu entwickelten Propeller erreicht. Durch die dadurch erzielten höheren An- und Abfluggeschwindigkeiten konnte sich die Do 328 gut in die An- und Abflugverfahren der großen Flughäfen eingliedern und war dadurch ein ideales Zubringerflugzeug. Desweiteren wurden die Maschinen schon mit sogenannten "Glascockpits" ausgerüstet, die die analogen Zeigerinstrumente im Cockpit ersetzten, was für Flugzeuge dieser Größenordnung damals noch nicht üblich war.
Obwohl der Turboprop-Antrieb auch heute noch eine effiziente Antriebsart im Einsatzprofil der Regionalverkehrsflugzeuge darstellt, wurde von der Do 328, auch aus Imagegründen, eine Jet-Version entwickelt. Die Jet-Variante erreicht eine höhere Geschwindigkeit und Dienstgipfelhöhe, verbunden mit einer größeren Reichweite. Kleine Notiz am Rande: bei der Entwicklung der Triebwerksaufhängung war das DLR beteiligt, womit es auch eine technische Verbindung der Do 328 mit Braunschweig gibt.
Mit der Do 328 endete auch die (kurze) Ära der in rein deutscher Regie entwickelten und in Serie gebauten Verkehrsflugzeuge, die übrigens mit der ebenfalls in Braunschweig sehr bekannten VFW 614 begann (Rollout 1971).
Geplante Weiterentwicklungen von größeren Versionen wurden unter der Bezeichnung Do 428 JET (44 Plätze) und Do 728 (70 – 85 Plätze) projektiert, aber letztendlich nicht realisiert.
Technische Daten Do 328-100 (Prop) – Do 328-300 (Jet):
Länge: 21,23 m
Spannweite: 20,98 m
Höhe: 7,05 m
Reisegeschwindigkeit: 620 km/h (Prop) – 740 km/h (Jet)
Reichweite: 1.310 km (Prop) – 1.760 km (Jet)
Dienstgipfelhöhe: 7.620 m (Prop) – 9.450 m (Jet)
Nutzlast: 3.450 kg (Prop) – 3.410 kg (Jet)
Startgewicht: 13.990 kg (Prop) – 15.200 kg (Jet)
Kapazität: 30 – 33 Passagiere
Kabinenaufteilung und Maße: (Grafik als PDF)
In Braunschweig sind überwiegend die „Do‘s“ der Fluggesellschaft Private Wings zu sehen, die im Shuttle Service für Volkswagen Standorte des Automobilkonzerns anfliegen, z. B. Manching bei Ingolstadt. Mit den beiden Neuzugängen "D-CITO" und "D-COSY" ist Private Wings mit 10 Maschinen der größte Betreiber der Do 328 in Deutschland. Gelegentlich bescheren uns auch die Bundesligavereine aus Braunschweig und Wolfsburg die ein oder andere Do, die für die An- und Abreise zu den Ligaspielen gechartert wird. Die ukrainische Fluggesellschaft Aerostar Airlines betreibt die Do 328 JET in VIP-Konfiguration mit 14 – 16 Sitzplätzen (aktuell UR-DAV und UR-WOG), die ebenfalls schon in Braunschweig zu sehen waren. Neben den reinen Passagierflügen wird der Flugzeugtyp auch für Spezialaufgaben eingesetzt, u. a. vom ADAC für Krankentransporte.
Auch nach 20 Jahren handelt es sich bei der Dornier Do 328 immer noch um ein durchaus modernes Flugzeug, das weltweit für verschieden Aufgaben eingesetzt wird.
Mehr Informationen zur Do 328
Dornier Do 328-100 (Prop) in der LCBS-Datenbank
Dornier Do 328-300 JET in der LCBS-Datenbank
Die Produktionsliste der Do 328